Herzinfarkt und Schlaganfall durch Schmerzmittel

Gerade lese ich den neuesten Bericht des Schweizerischen Nationalfonds (SNF). Dieser ist die wichtigste Schweizer Institution zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung. Er fördert alle Disziplinen, von Philosophie über Biologie bis zu Nanowissenschaften und Medizin. Um die nötige Unabhängigkeit für die Förderung der Forschung sicherzustellen, wurde der SNF 1952 als privatrechtliche Stiftung gegründet und unterstützt im Auftrag des Bundes hauptsächlich die Grundlagenforschung.

Schmerzmittel erhöhen Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko

Schmerzmittel machen nicht nur schmerzfrei, sondern führen oft auch zu Herzinfarkt und Schlaganfall. Zu diesem Ergebnis kommt eine mehr als umfangreiche Meta-Analyse von 31 klinischen Studien an 116429 Patienten. Die meist verwendeten Schmerzmittel gehören zur Klasse der nichtsteroidalen Entzündungshemmer. Diese Schmerzstiller senken nebenbei auch Fieber, hemmen Entzündungen und haben eben auch diese unerwünschten Risiken.

Geforscht wurde mit Naproxen, Ibuprofen, Diclofenac, Celecoxib, Etoricoxib, Rofecoxib und Lumiracoxib. Bei älteren Patienten, mit Beschwerden am Muskel und Skelett, kommen diese Mittel gerne zum Einsatz. Aber gerade dieser Personenkreis ist häufig schon mit Herz-Kreislaufproblemen vorbelastet.

Diese Mittel bringen eine bis zu vierfach erhöhte Herz-Kreislaufsterblichkeit mit sich. Die Spitze der Tabelle wird von Diclofenac (Voltaren) angeführt. Das günstigste Risikoprofil weist der Wirkstoff Naproxen auf. Jedoch sind hier wiederum die Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt erheblich.

Generell wird festgestellt, dass sowohl herkömmliche wie auch neuere Schmerzmittel das Risiko an Herz-Kreislaufproblemen zu sterben drastisch erhöhen. Nicht angenommen werden dürfe, dass nicht untersuchte/erwähnte andere Schmerzmittel nebenwirkungsfrei seien. Gerade bei Schmerzen am gesamten Bewegungsapparat wird vor der Einnahme von Schmerzmitteln jeglicher Art streng gewarnt.

Hier für die Profis die Originalpublikation

Cardiovascular safety of non-steroidal anti-inflammatory drugs: a network meta-analysis.
Sven Trelle et al; British Medical Journal online
doi: 10.1136/bmj.c7086

Und hier die Lösung für ca. 90 Prozent der Schmerzfälle

Die Kommentare der Ärzteschaft auf diese Forschungsarbeit signalisieren einfach nur Hilflosigkeit. Ist ja auch klar, normal und keinesfalls negativ zu kommentieren. Einer schreibt: „Meines Erachtens senkt aber Aspirin das Herzinfarktrisiko.“ Ein weiterer: „Interessant, aber wir dürfen nicht vergessen, dass die Lebensqualität steigt, wenn die Schmerzen verschwinden.“ Noch einer: „Guter Hinweis, aber was tun?“

Bei mir rennt man mit solchen Hiobsbotschaften natürlich Tür und Tor ein. Schmerztherapie, im Bereich Sehnen/Muskeln/Skelett, ist ja neben der Immuntherapie mein Spezialgebiet. Ca. 90% der Schmerzen müssen nämlich nicht sein. Oft werden langjährige Probleme schon nach ein bis drei Behandlungen zu Makulatur. Gerade habe ich wieder Gäste/Schmerzpatienten während ihres Hotelaufenthalts behandelt. Eine 70-jährige Geschäftsfrau mit vier Knieoperationen bekundete, nach nur 20 Minuten Behandlung: “Ca. 30 Prozent der Schmerzen sind weg.” Ein IT-Manager, der sich bei Golfspielen das Knie verdreht hatte, somit nicht mehr richtig auftreten konnte und inzwischen monatelang mit Schmerzen in Behandlung war, war nach ca. 25 Minuten zu 100% schmerzfrei. Und ein 74-jähriger Krebs- und Marcumar/Herz-Kreislaufpatient (mehrere Stents und Bypässe), mit Schaufensterkrankheit (Claudicatio intermittens), konnte die letzten Jahre wohl nur noch ganz wenige Schritte am Stück selbst gehen. Dann musste er wieder stehen bleiben und ausruhen. Treppen konnte er lange nicht mehr auf und ab gehen. Nach lediglich 45 Minuten Behandlung ging er am Stück allein den langen Hotelflur entlang, und ohne sich am Geländer festzuhalten vom Untergeschoss ins Erdgeschoss die Treppe hinauf. Ohne Pause. Und nicht einmal langsam. Seine Frau war sprachlos. Der Gast selbst konnte es nicht fassen. Als ich seiner Frau nach ca. einer Stunde zufällig im Foyer wieder begegnete fragte ich sie, wie es ihrem Mann ginge. Darauf antwortete sie: „Er sagt fast nichts. Er ist geschockt“ (Originalton).

Leider laufen nicht 100 Prozent aller Fälle so einfach. Aber doch ca. 90 Prozent der Fälle. Und diese Patienten kommen anschließend meist ganz ohne Schmerzmiittel aus. Und haben somit auch keine Probleme mit den Nebenwirkungen der Schmerzmittel. Mit anderen Worten: Die allermeisten Patienten haben ihre Schmerzen heute selbst in der Hand.