Gerade lese ich einen hochinteressanten Artikel über sogenannte Glaubens-Studien. Die Frage ist immer wieder: Können religiöse Patienten besser mit ihrer Krankheit umgehen? Ich persönlich glaube, dass das mittlerweile wissenschaftlich belegte Ergebnis auch für uns, und jeden Einzelnen von uns, ein sehr guter Einstieg als Thema ins neue Jahr ist.
„Und sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund,“ heißt es aus dem Matthäus-Evangelium frei übersetzt. Vielen ist dieses Zitat geläufig. Aber hilft der Glaube dem Immunsystem bei Krankheiten und nach Verletzungen wirklich auf die Sprünge? Viele Studien ergeben ein klares „Ja“ bzw. jedenfalls kein „Nein“.
Pastoren/Pfarrer haben wohl tatsächlich die höchste Lebenserwartung. Und Nonnen/Mönche werden seltener krank. Soviel steht fest. Der Glaube ans Gesundwerden kann nicht selten wie der Placebo-Effekt wirken. Die unbedingte Vorstellung, „ich werde wieder gesund“, beeinflusst z. B. das Schmerzzentrum im Gehirn sowie Herzschlag und Stoffwechsel. Soviel ist mittlerweile auch als kühl denkender Mensch klar.
Eine Untersuchung der Universität Chicago zeigt, dass über die Hälfte der amerikanischen Ärzte davon überzeugt sind, dass ein tiefer Glaube einen starken Einfluss auf die Genesung hat. Die onkologische Abteilung der Fachklinik Bad Kreuznach berichtet, dass tiefreligiöse Patientinnen den Krankheitsverlauf ihres Brustkrebs durchaus positiv beeinflussen. Voraussetzung scheint allerdings zu sein, dass sie an einen liebenden und vergebenden Gott glauben und nicht an einen Gott, der sie mit ihrer Krankheit strafen wolle. Aus einer lediglich mittleren Alltagsreligiosität, mit Verunsicherung und Zweifeln, scheint man jedenfalls keinen Nutzen im Kampf gegen Krebs zu ziehen. Auch eine italienische Untersuchung zeigte an Patienten nach einer vorausgegangenen Lebertransplantation: Wer ganz aktiv den Kontakt mit seinem Gott suchte, hatte bessere Chancen als die anderen.
Mit anderen Worten: Auch bei Gebeten gilt: Es greift die Qualität und nicht die Quantität. Häufiges Kirchenrennen ohne wirklich festen Glauben scheint nichts zu bringen.
Weltweit bekannt wurden Studien von Richard Davidson von der Universität Wisconsin. Die Bilder von tibetanischen Mönchen in der Röhre eines Kernspintomografen und an EEG-Elektroden zeigten, dass tiefe Meditation ein Zustand außerordentlicher Wachsamkeit ist und sich verschiedene Bereiche der Gehirnrinde auch anatomisch verändern. Spirituelle Übung verleiht offenbar die Fähigkeit zur ultraschnellen Kommunikation zwischen Gehirnbereichen. Die gemessenen Gammawellen waren etwa dreißig Mal so stark wie bei der Kontrollgruppe. Aber der Effekt war nicht nur bei meditations-geübten Mönchen erkennbar, sondern auch bei Laien nach einem mehrwöchigen Training in geistlicher Vertiefung. Die Meditation wirkte aber nicht nur erfrischend auf das Denkvermögen, sondern verlieh auch einer Grippeschutz-Impfung einen deutlich erhöhten Antikörper-Titer. So das Ergebnis einer Forschergruppe aus dem amerikanischen Massachusetts.
Im New England Journal erzählt der Chirurg Jerome Groopman vom Beth Deacon Israel Medical Center in Boston von einer älteren Patientin mit Brustkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Als er sie über die Möglichkeiten der Chemotherapie informierte, erklärte sie ihm ihre Angst und bat ihn, für sie zu beten. „Welches Gebet wäre es denn?“, fragte er zurück. Die Patientin sagte: „Beten Sie zu Gott, dass er meinen Ärzten Weisheit gebe“.
Jetzt frage ich Sie: „Ist diese Patientin nicht den allermeisten Therapeuten weit voraus?