Krumme Wirbelsäule – Skoliose

Nicht wenige Menschen leiden unter einer verformten Wirbelsäule. Bis zu zwei Prozent aller Kinder haben eine Verkrümmung. Bei der Skoliose handelt es sich um eine Seitverbiegung (S-Form) der Wirbelsäule mit gleichzeitiger Verdrehung der Wirbel. Oft ein Zufallsbefund oder die Eltern bemerken irgendwann die nicht seitengleichen Schultern. Vor allem während der Pubertät verschlimmert sich diese Krankheit. Zuerst entsteht ein Hohlkreuz und infolge die seitliche Verschiebung der Wirbelsäule. In etwa 90 % aller Fälle ist die Ursache der Skoliose nicht bekannt. Diese Skoliosen werden als idiopathisch bezeichnet. Es werden aufgrund des Entstehungsalters drei Formen unterschieden:

  1. Infantile idiopathische Skoliose (IIS): Entstehung bis zum 3. Lebensjahr
  2. Juvenile idiopathische Skoliose (JIS): Entstehung zwischen 4. und 10. Lebensjahr
  3. Idiopathische Adoleszentenskoliose (AIS): Entstehung ab dem 11. Lebensjahr

Die verbleibenden 10 % der Skoliosen verteilen sich auf folgende Ursachen:

  1. Fehlbildungsskoliose (kongenitale Skoliose) durch angeborene Wirbelfehlbildungen, Klippel-Feil-Syndrom, Spina bifida u. a.
  2. Neuropathische Skoliose durch Nerven– und Muskelerkrankungen, wie beispielsweise Zerebralparesen, spinale Muskelatrophien oder auch Poliomyelitis
  3. Myopathische Skoliose durch Muskeldystrophien oder Arthrogrypose
  4. Skoliose durch Systemerkrankungen wie Neurofibromatose, Skelettdysplasien, Osteogenesis imperfecta
  5. Iatrogene Skoliose, also Skoliose aufgrund ärztlicher Behandlungsmaßnahmen (beispielsweise Bestrahlung oder nach Operationen durch Narbenbildung)
  6. Posttraumatische Skoliose nach Gewalteinwirkung, Amputationen oder Tumoroperationen im Bereich der Wirbelsäule.
  7. Statische Skoliose durch Beinlängendifferenzen

Diagnose durch bildgebendes Verfahren

Im Röntgenbild sieht man dann das ganze Ausmaß. Der Cobb-Winkel wird in Grad angegeben. Oft wird engmaschig geröntgt, um den Krankheitsverlauf zu verfolgen. Doch man darf man die Strahlenempfindlichkeit nicht außer Acht lassen. Epedemiologische Studien zeigen, dass die Krebsgefahr (z. B. Burstkrebs, Leukämie) dadurch nicht gerade klein ist. Die Krebsentstehung kann Jahrzehnte dauern. Eine andere Messmethode ist da unproblematisch. Nämlich die Methode mit sichtbarem Licht zur Vermessung  des Körpers (im Hospital Clinico Universitario in Valencia, Spanien). Allerdings fehlen vielerorts noch die entsprechenden Geräte und das geschulte Personal dazu.

Sie sind 17 und schon 70

Skoliose-Patienten leiden an Rückenschmerzen. Die Verschleißerscheinungen sind schon in jungen Jahren enorm. Man nimmt an, dass veränderte Druckverhältnisse, erhöhte mechanische Belastungen und ggf. schlechte Ernährungsbedingungen den Gewebeabbau noch weiter beschleunigen. Bei extremer Skoliose wird zunehmend auch die Herz- und Lungenfunktion eingeschränkt.

Frauen sind häufiger betroffen

Frauen in der Pubertät entwickeln häufiger eine Skoliose als Männer. Krümmungen von 20 bis 30 Grad sind bei Frauen fünfmal häufiger und Werte über 30 Grad sogar siebenmal häufiger. Warum eine Skoliose entsteht weiß man allerdings noch gar nicht genau. Als Risikofaktor kommen vor allem wieder einmal die Hormone in Betracht.

Cobb-Winkelmessung

Die Winkelmessung nach COBB ist ein Maß für die Stärke einer Wirbelsäulenkrümmung. Die beiden am stärksten gekippten Wirbel oberhalb und unterhalb eines Wirbelsäulenbogens werden als Neutralwirbel bezeichnet. Der Winkel zwischen den beiden Neutralwinkeln wird gemessen.

Grundlage der Messung ist eine Röntgenaufnahme der Wirbelsäule im Stehen von vorne oder von hinten. Bei einem gesunden Menschen würde die Wirbelsäule eine gerade Linie ergeben. Bei einer Skoliose zeigen sich die seitlichen Abweichungen.

Jetzt werden an den beiden Neutralwirbeln Geraden eingezeichnet, die entweder von den Grundplatten oder den Deckplatten der Neutralwirbel ausgehen. Die Geraden werden so weit gezogen, dass sie sich schneiden. Dort bilden sie dann den Cobb-Winkel.

Viele Röntgenbilder sind  nicht groß genug, so dass die Geraden aus dem Bild herausragen. Deshalb kann man eine indirekte Messung vornehmen. Dazu werden auf den Geraden, die an den Neutralwirbeln angelegt wurden, im rechten Winkel ebenfalls Geraden angelegt. Wo sich diese beiden “Hilfsgeraden” kreuzen, ergibt sich ebenfalls der Cobb-Winkel.

Therapie

Je früher die Therapie desto größer der Erfolg. Das Ziel muss es sein, bis zum Wachstumsende die Wirbelsäulenkrümmung in Schach zu halten. Bei geringer Krümmung helfen physiotherapeutische Maßnahmen. Die DOLORSTOP-Schmerztherapie geht da erheblich weiter. Die Muskulatur ist verkürzt und dadurch schmerzhaft verspannt. Diese Verspannungen gilt es zu lösen, um der Wirbelsäule wieder mehr Bewegungsfreiheit zu gewähren sich aufrichten zu können. Oft lassen die Schmerzen, gerade bei der DOLORSTOP-Schmerztherapie, schon während der ersten Behandlung nach. Einen Versuch ist es allemal wert. Wichtig sind parallel, soweit möglich, gezielte Übungen, die die Muskeln offen halten und somit einer erneuten Verspannung entgegenwirken. Ab einem Cobb-Winkel von 20 Grad wird bei Patienten im Wachstumsalter ein Cheneau-Korsett empfohlen. Dadurch kann sich die Krümmung um bis zu 8 Grad reduzieren. Ab einem Cobb-Winkel über 45 Grad ist dann eine chirurgische Ausrichtung und Fixierung der Wirbelsäule angezeigt. Manche Spezialisten geben aber zu bedenken, dass eine künstliche Versteifung während des Größenwachstums ein Hindernis sein könnte. Wissenschaftler der Göteborg University, Schweden, nahmen langfristig beide Verfahren – Operation und Korsett – genau unter die Lupe. Dabei fanden sie keine Unterschiede hinsichtlich der Schmerzen oder der Lebensqualität.