Drastische Zunahme von Allergien – Forscher warnen

Wissenschaftler prognostizieren, dass in den kommenden Jahren die Pollenbelastung weiter steigen wird. Waren vor ca. 50 Jahren lediglich zwei bis fünf Prozent der deutschen Bevölkerung betroffen, so wird mittelfristig fast die Hälfte der Bevölkerung unter Allergien leiden. „Allein in Deutschland gibt es bereits 20 Millionen Pollenallergiker – Tendenz weiter steigend“, so der Direktor des Zentrums für Allergie und Umwelt, Prof. Dr. Carsten Schmidt-Weber (Technische Universität München), vergangenen Freitag in München. Fest steht aber auch, dass die Zahl der Nahrungsmittelallergiker ebenfalls weiter ansteigt. Zum Vergleich: In England ist heute schon jeder Zweite Allergiker.

Jetzt fordern die Wissenschaftler: „Wir brauchen ein Frühwarnsystem!“ So jedenfalls Prof. Dr. Jeroen Buters (Molekulare Allergologie), TU München.

Doch ein Frühwarnsystem löst das eigentliche Problem nicht. Allergien sind meistens das Resultat eines nicht optimal funktionierenden Immunsystems. Dies wird schon lange nicht mehr richtig trainiert. Schuld daran sind der General, Meister Proper & Co. Und Schuld daran sind natürlich auch die es zu gut meinenden Mütter und Hausfrauen, die der seit zig Jahren Profit-orientierten Werbung bedingungslos Folge leisten. Sie sorgen nicht nur für Sauberkeit im Haushalt, sondern gleich für absolute Reinheit. So hat das Immunsystem keine Chance, sich mit bestimmten Stoffen auseinanderzusetzen. Es ist überfordert. Der Organismus reagiert mit Allergie.

Längst wissen wir, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, so gut wie keine Allergien aufweisen. Lange dachte man, es läge am Heu, mit dem die Kinder täglich in Berührung kommen. Seit einiger Zeit weiß man aber, dass der Kuh-Kot für ein gut trainiertes Immunsystem am Bauernhof verantwortlich ist.

Der größte Anteil des Immunsystems (ca. 80%) befindet sich im Darm. Auf der Haut und im Magen-/Darmtrakt befinden sich etwa zehnmal mehr Bakterien ( ca. 100 Billionen) als der Körper Zellen hat. Vereinfacht gesagt: Diese Bakterien dienen dem Körper als Schutz. Durch vielerlei Einflüsse (Umwelteinflüsse, Stress, bestimmte Nahrungsmittel, Schimmelpilze, Textilien, Farbstoffe, Geschmacksverstärker, Duftstoffe, Konservierungsstoffe, Viren, schädlichen Bakterien von außen usw.) können Körper-eigene Bakterienstämme minimiert und teilweise verdrängt werden. Das macht den Körper angreifbar. Neben anderen Krankheiten entstehen so auch Allergien (z. B. Neurodermitis, Asthma usw.).

Wir können unser Immunsystem in vielerlei Hinsicht trainieren und wieder aufbauen. In jedem Lebensalter. Das erfordert ein bisschen  Zeit und Geduld. Vielleicht auch manchmal einen zweiten Anlauf. Und die Bereitschaft über den Tellerrand hinaus zu schauen. Mit meist sehr gutem Erfolg. Dazu ist es aber wichtig, dass der Patient mitmacht – nicht immer erst, wenn ihm schlussendlich bewusst wird, dass er bereits mit dem Rücken zur Wand steht.