Wissenschaftler sagen: Body-Mass-Index (BMI) ist out

„Vergessen Sie den Body-Mass-Index (BMI)“, so berichten mittlerweile die Medien. Hat der BMI jetzt ausgedient? Es scheint so. Die Messlatte für Übergewicht und Fettleibigkeit wurde bereits 1870 von Adolphe Quetelet entwickelt und von amerikanischen  Versicherungsgesellschaften und Medizinern Mitte des letzten Jahrhunderts willkürlich übernommen. Bis BMI 25 gilt man als schlank. Zwischen 25 und 30 hat man bedenkliches Übergewicht. Und ab 30 ist man einfach nur fett und hat gesundheitliche Probleme. So vereinfacht die Definition. Der amerikanische Wissenschaftler Ancel Keys verhalf dem BMI 1972 dann richtig zu Ansehen. Weil der BMI einfach zu berechnen ist, setzte er sich weltweit auch schnell durch.

Das war der Beginn mit dem Geschäft des Schlankwerdens. Mittlerweile beträgt das Jahresgeschäft mit Schlankheitsmitteln immerhin etliche Milliarden. Und steigt immer weiter. Pharmaunternehmen, Diätkliniken, Frauenzeitschriften, Buchverlage usw. verdienen sich dumm und dappig. Obskure Mittelchen verkaufen sich weiterhin wie warme Semmeln.

Früher propagierte man das „Idealgewicht“, das sich dann als Rechenfehler herausstellte. Anschließend kam der BMI so richtig zum Zug. Dass der BMI aber nicht das Gelbe vom Ei ist, ist der Fachwelt längst bekannt. Bei Kindern und Jugendlichen kann er nur bedingt angewendet werden. Und ein kleines Polster soll mittlerweile im Alter sogar vor manchen Krankheiten schützen. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die geringste Sterblichkeit mit leichtem Übergewicht einhergeht. Und nicht durch das BMI gemessene „Normalgewicht“ zustande kommt. Denken Sie nur mal an muskulöse Menschen, die i. d. R. gesünder essen und wenig Bauchfett haben. Trotzdem können sie denselben BMI aufweisen wie Dicke. Und das bei gleicher Köpergröße. Da stimmt doch etwas nicht.

Kürzlich meldeten sich Wissenschaftler der Universität München zu Wort. Sie setzen neuerdings auf eine weit besser Messgröße zur Beurteilung des gesundheitlichen Risikos. Nämlich auf das Verhältnis von Körpergröße zu Bauchumfang. Und das scheint endlich Sinn zu machen.

Der Birnentyp trägt sein Fett an Oberschenkeln, Gesäß und Hüften. Der Apfel-Typ dagegen hat einen dicken Bauch. Aber zu viel Apfel scheint ungesund zu sein. Denn gerade das sogenannte viszerale Bauchfett produziert Hormone, die Entzündungen hervorrufen und Arteriosklerose verursachen können.

Die Münchner Wissenschaftler erregten deshalb viel Aufsehen, als sie berichteten, dass der BMI keine Rolle spiele, beim Risiko einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herz-Kreislauf-Tod zu erleiden. Das ergab eine Studie mit knapp 11.000 Probanden, die bis zu acht Jahre dauerte.

Um beim BMI zu bleiben – man weiß heute, dass Personen mit einem BMI unter 20 gesundheitlich deutlich gefährdeter sind als Menschen mit einem BMI über 20. Man höre und staune: Auch ein länger bestehendes Übergewicht, zwischen BMI 25 und 30, führt zu keinem Anstieg des Sterberisikos. Gefährlich wird es aber bei erheblichem Übergewicht. Darüber scheint  man sich einig zu sein. Doch ab welchem Gewicht das gilt, darüber ist man sich schon wieder uneinig. Eine Studie spricht von BMI 40 bei Frauen und BMI 32 bei Männern. Was für ein neuer Irrsinn.

Letztendlich beweist dies alles wieder einmal, dass wir immer noch nicht viel wissen. Auch wenn uns dies alles ständig, und auf allen Kanälen, ernsthaft glaubend gemacht wird. Viele sind mit ihrem Gewicht zu Unrecht unzufrieden, bedingt durch den grassierenden Schlankheitswahn. Wahrscheinlich ist es überwiegend so: Die Falschen hungern und die Falschen essen weiterhin zu viel und haben dabei zu wenig Bewegung. Ziemlich sicher ist es einfach so wie immer und überall: Das Mittelmaß macht´s :-))).