Die Macht der Darmbakterien

Bis jetzt kennt man ca. 200 verschiedene Bakterienarten, die der Mensch in seinem Darm so beherbergt. Früher sagte man: „Der Tod sitzt im Darm.“ Heute gilt als gesichert, dass man tatsächlich krank wird, wenn die Bakterienbesiedlung im Darm nicht stimmt. Die richtige Zusammensetzung der Darmbakterien ist verantwortlich dafür, ob die Verdauung gut oder schlecht funktioniert. Und für welche Krankheiten man besonders anfällig ist. Darüber hinaus verändert sich mit der jeweiligen Zusammensetzung dieser Bakterien selbst die Persönlichkeit von Mensch und Tier.

Prof. Peer Bork und Mitarbeiter (Europäisches Labor für Molekularbiologie) publizierten ihre Forschungsergebnisse in „Nature“. Sie fanden in den Proben ihrer Probanden drei unterschiedliche Besiedlungsmuster. Entweder überwiegend Mikroorganismen der Sorte Bacteroides, Prevotella oder Ruminococcus. Der Bacteroides-Typ hat allerdings ein Problem. Seine Darmflora produziert aus dem Nahrungsbrei große Mengen Kohlehydrate, die dann in Speck umgewandelt werden. Weniger Gewichtsprobleme haben die beiden anderen Typen, da sie mehr unverdauten Zucker wieder ausscheiden.

Prof. Stephen Collins (Kanadische McMaster Universität, Ontario) fand heraus, dass Mäuse, die in steriler Umgebung aufwachsen, unkontrolliert reagieren und Lernschwächen aufweisen. Erhalten sie den richtigen Bakteriencocktail, dann benehmen sie sich unauffällig, wie ihre anderen Artgenossen. Friedliche Mäuse wurden aggressiv und angriffslustig oder wieder normal – je nach Nahrungsangebot und damit veränderter Darmflora. Lactobacillus rhamnosus sorgt z. B. für Stressresistenz und weniger Angst. Dabei werden die GABA-Rezeptoren und Kortikosteroide beeinflusst.

Der irische Wissenschaftler Prof. Peter O` Toole berichtet in „Nature Paper“, über den Zusammenhang der Darmflora und agil sein. O´ Toole untersuchte 180 knapp 80-jährige Senioren. Je nach Zusammensetzung der Darmflora waren diese Menschen zunehmend gebrechlicher oder einfach agil. Allein anhand von Bakterien konnte zwischen einem Leben im Pflegeheim oder zu Hause unterschieden werden. Mit anderen Worten: Ist die Darmflora nicht in Balance, dann wird aus einem Gesunden schnell ein Pflegebedürftiger. Das muss nicht sein.