Zu viel oder zu wenig Magensäure?

Nehmen Sie auch Magensäureblocker? Vielleicht haben Sie es in der Tagespresse verfolgt. Der Ex-Löwen-Präsident Karl-Heinz-Wildmoser (1860 München) ist nach seinem Zahnarztbesuch, am vergangenen Freitag, kaum noch nach Hause gekommen und dann gleich zusammengebrochen. In der Klinik brachte dann eine sofortige umfassende Untersuchung nichts zu Tage.

Man nimmt an, dass auf Grund der Schmerzspritzen, die er beim Zahnarzt verabreicht bekam, in Kombination mit seinen ständigen, langjährigen Medikamenten-Cocktails, der Kreislauf versagt hat. Wildmoser nimmt Blutdrucksenker und Mittel gegen seine dauernden, heftigen Magenschmerzen. Und da sind wir auch schon beim heutigen Thema.

Viele Menschen kennen die Symptome, wie Magendruck, saures Aufstoßen, Sodbrennen, Gastritis, Magengeschwüre usw. zur Genüge. Oft verspürt man nur einen Druck im Hals oder Brustraum. Häufig sind die Schmerzen aber stechend und brennen, vom Hals bis zum Magen. Die Diagnose „Refluxösophagitis“ steht dann recht schnell.

Selbst hinter einem chronischen Husten, vermeintlich längst als Asthma bronchiale oder Allergie diagnostiziert und bisher mit Cortison behandelt, steckt in Wahrheit vielfach der Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre, die einem buchstäblich wieder hoch kommt. Der Kehlkopf wird dadurch gereizt. Man bekommt Halsweh und Husten. Letztendlich kann die Säure die Schleimhaut in der Speiseröhre soweit schädigen (Geschwüre, Blutungen, Verengungen, Barrett-Ösophagus), dass der weiteren Entwicklung, bis hin zu Krebs, Tür und Tor geöffnet sind.

Mögliche Auslöser sind Nikotin, Alkohol, fettes Essen, Zwerchfellbruch, Erschlaffung des Muskels am Übergang Speiseröhre/Magen, Helicobacter pylori, Stress) usw. Auf diese eigentlichen Ursachen möchte ich hier und heute aber nicht näher eingehen.

Früher griff man schnell zu Antazida (Rennie Maloxan usw.). Alles Medikamente zur Neutralisierung von Magensäure. Heute greift man blitzschnell zu Protonenpumpenhemmern wie Omeprazol und Pantoprazol (Pantozol). Der Vorteil ist, dass hierbei die Magensäure erst gar nicht mehr in dem Ausmaß gebildet bzw. die Produktion von vorn herein stark eingeschränkt wird. Der Magen- und Speiseröhrenschleimhaut soll so die Möglichkeit gegeben werden sich wieder zu erholen. So weit so gut.

Das Problem ist nur, dass Magensäure bei der Verdauung unbedingt benötigt wird. Gerade bei der Eiweißverdauung. Vereinfacht gesagt: Die Magensäure ist ausschlaggebend dafür, dass die Eiweiße im Magen aufgespalten und vom Darm in den Körper aufgenommen werden können. Das ist nur ein Beispiel. Bei zu wenig Magensäure entstehen mittel- und langfristig enorme Mangelzustände (z. Bsp. Anämie, Osteoporose, Depression usw.), die man bis von Kurzem noch nicht wahr haben wollte. Bei zu wenig Magensäure können viele Nährstoffe nicht aufgenommen werden und fehlen dem Körper anschließend. Das ist letztendlich fatal.

Und das Problem ist weiter, laut Professor Fintelmann, dass immer noch zu wenig Kollegen an ein „zu wenig an Magensäure“ denken, und somit überwiegend immer noch falsch therapieren. Viele Ärzte sind es gewohnt an Säureblocker zu denken, wenn Patienten über Magenbeschwerden klagen. Sie führen die Probleme eher auf einen Überschuss an Magensäure zurück. Dies wird ihnen ja auch seit Jahren von der Pharmaindustrie eingehämmert. Meistens ist aber genau das Gegenteil richtig, d.h., der Körper produziert zu wenig Säure. Die Säure-Blocker machen die Beschwerden längerfristig nur noch schlimmer. Auch basische Salze, die viele gegen eine „Übersäuerung“ einnehmen, können wertvolle Magensäure neutralisieren. Das kann die Gesundheit nachhaltig beeinträchtigen. Es ist längst nicht mehr neu, dass weit über die Hälfte der Patienten von vorn herein nicht zu viel, sondern zu wenig Magensäure produzieren. Der Speisebrei bleibt dann zu lange im Magen liegen. Der Magen versucht, durch kräftige Muskelbewegungen, alle Speisen mit der unzureichenden Menge an Magensäure in Kontakt zu bringen. Durch den zu langen Verbleib der Speisen im Magen fangen diese an zu gären. Dadurch werden organische Säuren und Gase gebildet, die, bedingt durch den starken Druck, auf den Mageneingang drücken und dadurch zurück in die Speiseröhre fließen.

So kommt es zu denselben Symptomen wie bei einer Säureüberproduktion. Gerade Professor Fintelmann (führender Gastroenterologe) weist in seinen Vorträgen immer wieder mit Hochdruck auf diesen Aspekt hin. Ich hatte selbst die Möglichkeit, zwei seiner hervorragenden Vorträge diesbezüglich zu hören, und ihn persönlich kennenzulernen.

Bei zu geringer Magensäureproduktion liegt das Problem also ganz anders. Nun geht es darum, dafür zu sorgen, dass der Speisebrei in Zukunft schneller wieder aus dem Magen in Richtung Dünndarm transportiert wird, und nicht zu lange im Magen verbleibt. Dabei kann eine natürliche Enzym-Spezial-Therapie helfen. Diese bringt die Verdauung – also Magen, Darm, Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse – wieder zur Normalität zurück. Und die Magenfunktionsstörung wird dadurch aufgehoben.

Dass, wenn ein Magen sowieso schon zu wenig Magensäure produziert, nicht noch Säurehemmer verordnet/eingenommen werden dürfen, leuchtet bestimmt auch jedem Laien ein. Trotzdem wird landauf landab noch recht wenig darauf geschaut, so Fintelmann. Aus meiner Praxistätigkeit kann ich das leider ebenfalls nur bestätigen.

Das soll aber nicht heißen, dass ich generell gegen die Gabe von Magensäurehemmern bin. Ganz und gar nicht. Sie können ein Segen für den Patienten sein, wenn man sie über einen kurzen Zeitraum (2 – 4 Wochen) einsetzt. Doch die Gabe bis zum Nimmerleinstag kann nicht die eigentliche Therapie sein. Das wäre zu einfach. Und bringt den Patienten letztendlich langfristig vielleicht doch noch frühzeitig ins Grab. Durch starke Nebenwirkungen und Folgeschäden.

Also: Sie sind beim Spezialisten und nehmen schon länger als ein paar Wochen Magensäurehemmer? Und es geht Ihnen gut damit? Dann ziehen Sie ggf. trotzdem die Notbremse! Holen Sie sich ruhig mehrere Meinungen ein. Bohren sie nach. Durch eine Umstellung der Medikamente stellen Sie schnell selbst fest, ob es Ihnen dann nicht auch ohne Säurehemmer trotzdem hervorragend geht. Und das ohne Nebenwirkungen.