Deutschland – ein Selen-Mangelgebiet? Diese Schlagzeilen, die Sie in letzter Zeit häufig in der Laienpresse lesen konnten, stimmen (ausnahmsweise) wirklich. Aufgrund der naturgegebenen Selenarmut unserer Böden enthält unsere Nahrung nur wenig von dem lebenswichtigen Spurenelement Selen – zu wenig. Selen gehört zu den 4 wichtigsten Radikalfängern. Zusammen mit den Vitaminen C und E sowie Zink bildet Selen das Quartett der wichtigsten Antioxidantien, die unsere Zellen vor den aggressiven Sauerstoffradikalen schützen. Denn Selen ist ein zentraler Baustein des Enzyms Glutathionperoxidase, das die freien Radikale, die z. B. bei der Zellatmung entstehen, in harmlose Stoffe abbaut. Da bei der Zerstörung von Krankheitserregern sowie v. a. bei Allergien, Rheuma und Krebserkrankungen zusätzlich reichlich freie Radikale anfallen, ist der Selenbedarf bei chronischen Gesundheitsstörungen fast immer erhöht, wie zahllose Studien inzwischen belegt haben. Darüber hinaus kann Selen sogar davor schützen, dass sich Krankheiten überhaupt entwickeln, weil es das Immunsystem reguliert. Einerseits aktiviert Selen eine zu schwache Immunabwehr, z. B. bei Krebs, andererseits hemmt es überaktive Abwehrzellen, z. B. bei Allergien und Rheuma.
Bei diesen Erkrankungen hilft Selen vorbeugend und heilend
- Krebs, v. a. Lungen-, Prostata- und Darmkrebs
- Herzerkrankungen
- Rheuma
- akute und chronische Infektionen
- Immunschwäche
- Allergien
- Schilddrüsenunterfunktion
- chronische Erkrankungen von Leber, Darm, Bauchspeicheldrüse
- Augenerkrankungen, z. B. Grauer Star
Die zweite wichtige Aufgabe des Selens ist die Entgiftung des Körpers, besonders von Schwermetallen. Auch die Schulmedizin hat das Selen als Heilmittel entdeckt. Aufgrund der eindeutigen Studienlage empfiehlt die Britische Arthritis-Gesellschaft bereits seit 2000, bei allen Rheumaarten täglich Selen einzunehmen, um die Entzündung zu hemmen. Auch deutsche Ärzte setzen verstärkt auf das Spurenelement. So erhalten Krebspatienten während ihrer Behandlung im Zentralklinikum Augsburg seit fünf Jahren täglich 500 µg Selen zur Stärkung der Immunabwehr. In München und Dresden läuft derzeit eine große Studie zur Selensubstitution bei Krebs. Sollte nun jeder sicherheitshalber täglich Selen als Nahrungsergänzung zu sich nehmen? Die Antwort lautet eindeutig ja. Spätestens wenn Ihr Blutspiegel unter dem Normwert von 0,9 µmol/l (Frauen) bzw. 1,8 µmol/l (Männer) liegt, müssen Sie handeln, denn verlässliche Mangelsymptome wie für die meisten anderen Vitalstoffe gibt es für Selen leider nicht. Zur Vorbeugung der oben genannten Erkrankungen sollten Sie täglich selenreiche Nahrungsmittel essen und zusätzlich sicherheitshalber täglich 50 bis 100 µg Selen als Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. Beachten Sie dabei auch die neuesten Erkenntnisse aus der Universitätsklinik Charité in Berlin: Danach eignen sich organische Selenverbindungen, die vom Körper optimal resorbiert werden, am besten zur Vorbeugung von Zellschäden. Bei manifesten Erkrankungen wie Krebs, akuten Rheuma- und Allergieschüben wirken anorganische Verbindungen schneller, weil sie vom Körper nicht erst umgewandelt werden müssen – allerdings ist dann eine höhere Dosis erforderlich, die Ihr Therapeut festlegen sollte. Bei täglichen Selendosen über 1.000 µg treten Magen-Darm-Störungen, Kopfschmerzen und Haarausfall auf.