So mancher redet heute von Stress, wenn er nur eine Flasche Bier aus dem Keller selbst holen muss. Doch ich denke, hier kommt eher die Physik zum Tragen und man kann höchstens von Arbeit sprechen, wenn überhaupt. Ein paar wissen ja vielleicht noch aus der Schulzeit: Arbeit = Kraft mal Weg.
Doch zurück zum wirklichen Stress. Ich habe ja bereits am 21. Februar 2011 im „Tipp der Woche“ zum Thema geschrieben. Jetzt lese ich in der Fachpresse: „Die halbe Welt reagiert mit Alarm“. Presse und Fachwelt reden von der persönlichen Apokalypse. Die WHO spricht von der stillen Epidemie und davon, dass allein die Depression, die kommenden zwanzig Jahre, die häufigste Krankheit sein wird. Der DAK Gesundheitsreport 2005 berichtet, dass die Zahl der psychischen Leiden innerhalb von 10 Jahren um knapp 70 Prozent gestiegen ist. Die Folgen für Gesundheit und Ökonomie machen Angst und bange. Viele Folgekrankheiten, ein desolates Immunsystem bis hin zu Krebs, haben ihren Ursprung im negativen Stress. Das ist heute unbestritten.
Diabetiker leiden z. B. unter einem doppelt so hohen Risiko für depressive Störungen wie gesunde Menschen. Dabei werden Diätpläne von depressiven Diabetikern oft nur lückenhaft eingehalten und Medikamente unregelmäßig eingenommen. Deshalb ist es entscheidend, dass Depressionen bereits bei mildem Erscheinungsbild behandelt werden.
Gerade dieser Tage lese ich einen Bericht im Münchner Merkur. Die Meldung kommt von der dpa. Überschrift: “Schüler mit Hang zu Depressionen”. Es geht um eine Studie der DAK. Darin wird festgestellt, dass fast jeder dritte Schüler unter einer depressiven Stimmung leidet. Mit Schul- und Leistungsdruck wird argumentiert. Hauptsächlich Schüler an Haupt- und Realsschulen sind betroffen.
Stress ist Hektik, Informationsflut und Arbeitsüberlastung, um nur einige Faktoren zu nennen. Hinzu kommen zwischenmenschliche Konflikte. All das führt zu Burn-Out, Depression, Angsterkrankungen und körperlichen Beschwerden, die nicht organbezogen zu erfassen sind.
Die aktuellen Jahresberichte der Krankenkassen bestätigen klar: Stressbezogene Gesundheitsstörungen nehmen ständig weiter zu. Bezüglich psychischer Erkrankungen wird bereits heute am meisten krankgeschrieben, verbunden mit den längsten Krankenhausaufenthalten. Dieser riesige Personenkreis hat somit die häufigsten Fehlzeiten am Arbeitsplatz. Zudem ist Stress die häufigste Ursache für Frühverrentungen.
Die Verordnungen von Antidepressiva haben in den letzten zehn Jahren jährlich um 15 Prozent zugenommen, und überschritten schon in 2009 die Milliardengrenze tatsächlicher Tagesdosen. Was für ein Wahnsinn.
70 bis 90 Prozent der Patienten werden heute aufgrund stressbezogener Gesundheitsstörungen behandelt. Ca. 10 Prozent aller Patienten leiden unter einer manifesten Depression. Doch bei 60 Prozent dieser Patienten wird eine Depression gar nicht erkannt. Hinzu kommt aber auch, dass die Hälfte der Patienten nicht bereit ist, eine Therapie konsequent durchzuziehen.
Schaut man auf die Nebenwirkungen der Psychopharmaka, dann kann man viele Patienten wiederum verstehen. Nicht selten sehe ich in meiner Praxis, dass Patienten, z. Bsp. aufgrund von Schmerzen, bis zu vier verschiedene Psychopharmaka gleichzeitig verschrieben bekommen haben. Was für ein Irrsinn. Diese Patienten kommen in Begleitung. Nach zwei drei Minuten fallen ihnen die Augen zu und sie fielen vom Stuhl, würde man sie nicht anstupsen und halten.
Diese Nebenwirkungen können sein
Neuroleptika
können, vom Zentralnervensystem ausgehend, Bewegungsstörungen auslösen.
Auch Zungenschlund- und Blickkrämpfe können auftreten. Daneben kann es
auch zu starkem Bewegungsdrang und Parkinsonsyndrom, außerdem zu
ähnlichen Beschwerden wie bei den Antidepressiva, kommen.
Antidepressiva könnenTrockenheit
von Schleimhäuten, Verstopfung, Gewichtszunahme, niedrigen Blutdruck,
Herzrhythmusstörungen, Zittern, Lust- und Potenzstörungen sowie
Halluzinationen verursachen.
Tranquilizer machen
müde, Schwindel, Benommenheit, eingeschränktes Reaktionsvermögen, bei
Älteren auch Erregungszustände und Verwirrtheit. Die meist verwendeten
Wirkstoffe wie Benzodiazepine (z.B. Valium) bergen bei längerer Einnahme
die Gefahr der Abhängigkeit und dürfen deshalb nur zeitlich begrenzt
verordnet und eingenommen werden. Wirkung und Nebenwirkungen werden bei
gleichzeitiger Einnahme von Alkohol oder manchen Schmerzmitteln
verstärkt. Werden größere Mengen eingenommen, besteht die Gefahr einer
evtl. tödlichen Vergiftung.
Phasenprophylaktika, alsoLithium,
muss regelmäßig und unter engmaschiger Blutkontrolle eingenommen
werden, da hier die therapeutische und giftige Dosis nah beieinander
liegen. Unerwünschte Wirkungen sind z.B. Übelkeit, Mundtrockenheit,
Muskelschwäche und -zittern, Gewichtszunahme, Kropf.
Für die Profis
Drei Achsen werden bei Stressbelastung aktiviert. Die erste ist die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse.
Erstens: Bei im Labor provoziertem Stress
korrelieren ACTH, Cortisol, Adrenalin, Noradrenalin, Puls und Blutdruck
nicht mit dem subjektiv ansteigenden Stress. Mit anderen Worten: Bei den
einen ist trotz arger Belastung keine körperliche Veränderung spürbar.
Und bei den anderen, trotz deutlicher physiologischer Veränderungen,
keine psychische Beeinträchtigung vorhanden.
Zweitens: Hierbei handelt es sich um adrenerge Systeme,
die Gehirn und Körperorgane so schalten, dass ein richtiger
Arbeitsablauf überhaupt möglich wird. Konzentration und Aufmerksamkeit
nehmen zu, während das sympathische Nervensystem aktiviert wird.
Drittens: Serotonerge Bahnen
im Gehirn sorgen für ein funktionierendes Gleichgewicht während der
Arbeitsabläufe. Dabei wird das innere Gleichgewicht austachiert und
gleichzeitig für Regeneration gesorgt.
Natürlich kann es in jeder der drei Phasen zu Abweichungen kommen. Jede kann hyper-, normo- oder hypoaktiv sein.
Übrigens
Psychopharmaka beseitigen nicht die Krankheit, aber sie können, bei starken Depressionen, helfen, quälende Symptome zu lindern oder sogar zum Verschwinden zu bringen. Sie können die Lebensqualität des Patienten verbessern und ihm bestenfalls einen normalen Alltag ermöglichen. Doch letztendlich sind Psychopharmaka nur Hilfsmittel, Krücken, die das Laufen erleichtern.
Auch das ist Wissenschaft
Wöchentlich erscheinen ca. 150 neue wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Stress. Trotzdem haben sich die Behandlungsverfahren seit Jahrzehnten nicht wesentlich verändert. Und jetzt frage ich Sie allen Ernstes: Hat Ihnen Ihr Hausarzt schon mal etwas über Neuropattern erzählt. Auch nicht, gell? Na dann lasse ich es auch.
Vielen hilft die Natur
Und ich predige es immer wieder. Das Immunsystem wird gänzlich vergessen und bleibt meist auf der Strecke. 80 Prozent des Immunsystems befinden sich im Darm. Und wenn der Probleme macht… Klar steht am Anfang bei vielen Krankheiten meist der negative Stress. Dadurch wird das Immunsystem oft erst richtig geschwächt. Und Krankheiten werden damit Tür und Tor geöffnet. Doch die Praxis zeigt, dass man sich m. E. in den allermeisten Fällen auf die Natur verlassen kann.
Es gibt hervorragende Mittel, um die Darmflora wieder relativ bald
und effizient aufzubauen. Parallel wird die Psyche in Angriff genommen.
Auch hier stehen sehr gute Mittel, mit den Wirkstoffen aus Johanniskraut, Baldrian und der Passionsblume,
zur Verfügung. Gerade die Blauwarte ist reich an pflanzlichem Chrom.
Und dieses Chrom sorgt für mehr Tryptophan und somit für mehr Serotonin,
dem Glückhormon. Zudem ist die Blauwarte reich an beruhigenden,
sekundären Pflanzenstoffen und sorgt für einen ausgeglichenen Insulin-
und Nervenstoffwechsel.
Prof. Dr. Dr. Holger Kiesewetter von
der Berliner Charité hat eine Studie mit der wiederentdeckten
Blauwarten-Pflanze begutachtet. Die 87 Teilnehmer nahmen dazu über 4
Wochen dreimal täglich 3 Blauwarten Mastitabs (Tabletten) ein. „Die
Ergebnisse haben mich überrascht“, erklärt Gutachter Kiesewetter. „Drei
Viertel der Probanden fühlten sich schon nach kurzer Zeit ruhiger,
während Antriebslosigkeit, Anspannung und Nervosität sich bei fast 70
Prozent der Versuchspersonen besserten. Die Ergebnisse sind so
ermutigend, dass eine prospektive randomisierte placebo-kontrollierte
Studie geplant ist. An dieser Studie wird sich die Charité beteiligen“,
so Kiesewetter.
Die rein biologische Blauwarten-Komposition macht
nicht süchtig und eignet sich daher auch für unruhige und überreizte
Kinder. Einziger Wehrmutstropfen: Als eine entfernte Verwandte des
Chicoree schmeckt Blauwarte bitter.
Fazit
Man könnte hier noch vieles aufzählen und ausführen. Doch auch die Behandlung mit reiner Natur gehört in professionell geschulte Hände. Bei der Psyche, wie auch bei vielen anderen ernsten Krankheiten, kommt es gerade in Einzelfällen darauf an, die Grenzen des Machbaren zu kennen und ggf. schnell und richtig, letztendlich im Sinne der Gesundheit des Patienten, zu handeln.
Wichtig ist, dass eine Depression möglichst schon frühzeitig erkannt und behandelt wird. Gerade Depressionen leichterer und mittlerer Natur können nämlich normalerweise noch gut mit den obigen Pflanzenextrakten behandelt werden, sagt auch Frau Professor Dr. med. habil. Karin Kraft, die den Lehrstuhl für Naturheilkunde an der Universtiät Rostock begleitet.