Wetterfühligkeit

Mal zwickt`s im Knie, mal schmerzt die “alte” Blinddarmnarbe, mal scheint der Druck im Kopf unerträglich. Das Wetter ändert sich, sagen die Betroffenen in solchen Fällen gerne. In der Regel haben sie tatsächlich Recht. Zuverlässig, fast wie ein Barometer, zeigen ihre Beschwerden atmosphärische Veränderungen an. Eine Untersuchung des Instituts für Arbeits- und Umweltmedizin der Universität München hat herausgefunden, dass immerhin 54% aller Bundesbürger auf bestimmte Wetterlagen körperlich reagieren. Frauen und ältere Menschen leiden demnach häufiger als Männer und Junge unter Wetteränderungen. Vor allem stürmische Wetter, sinkende Temperaturen, abrupte Wechsel zwischen Hoch- und Tieffronten, der berühmt-berüchtigte Föhn und trockenwarme Fallwinde machen Empfindlichen zu schaffen. Der Mensch reagiert auf veränderte Wetterlagen, teils mit schlimmen Folgen. Verkehrsstatistiken zeigen beispielsweise, dass die Unfallhäufigkeit auf den Straßen bei aufziehenden Gewittern um 7% steigt. Wissenschaftler meinen, dass vor allem 2 Phänomene die Ursache dafür sind, dass feinste atmosphärische Veränderungen in unserem Körper zu bestimmten Reaktionen (Schwerewellen) führen. Diese entwickeln sich, wenn sich unterschiedliche Luftmassen am Himmel gegeneinander verschieben, z.B. dort, wo ein Tiefdruckgebiet und eine Hochdruckgebiet aufeinander treffen. Durch die Druckschwankungen entstehen Wellen mit einer speziellen niedrigen Frequenz, die sich mit ganz feinen Schwingungen ausbreiten – noch lange bevor das geänderte Wetter eintrifft. Sie beeinflussen nicht nur das Barometer, sondern auch Rezeptoren in unserer Halsschlagader, deren “Messungen” wiederum die Steuerung unseres Blutdrucks und unserer Herzfrequenz bei wechselnden Anforderungen beeinflussen. Mediziner vermuten, dass zu starke Drucksignale den Steuerungsmechanismus durcheinander bringen. Der Körper fühlt sich unwohl und reagiert mit Beschwerden. Weiter entstehen elektromagnetischen Impulse (Sferics), wenn Blitze sich entladen. Sie breiten sich mit Lichtgeschwindigkeit aus, dringen durch jede Hauswand und sind noch in 1.000 Kilometer Entfernung vom Gewitter zu messen. Die Sferics verändern, wie Tests an der Universität Gießen ergaben, die Gehirnströme bei wetterfühligen Menschen stärker als bei anderen. Wahrscheinlich wird die elektrische Reizübertragung im zentralen Nervensystem beeinflusst. Menschen, deren Organismus problemlos in der Lage ist, solche atmosphärischen Schwankungen auszugleichen, werden durch Wetterumschwünge kaum oder gar nicht beeinträchtigt. Anders ist dies bei Menschen, deren vegetatives Nervensystem eine sehr niedrige Reizschwelle hat. Sie reagieren sensibel auf feinste Wetterveränderungen. Mediziner sprechen in diesem Zusammenhang von “Biotropie” und unterscheiden zwischen Wetterfühligkeit (z.B. Kopfschmerzen und Migräne) und Wetterempfindlichkeit. Letztere verstärkt Beschwerden bei Menschen mit geschwächtem Organismus, Infektionen oder chronischen Erkrankungen. Grundsätzlich gilt: Die Biotropie an sich ist keine Krankheit, sondern vielmehr ein Hinweis darauf, dass in Ihrem Körper etwas aus der Balance geraten ist. Einem vollkommen gesunden, ausgeglichenen Organismus macht die jeweilige Wetterlage gewöhnlich nicht zu schaffen. Leider lässt sich Biotropie offenbar nicht behandeln oder gar heilen. Gleichwohl kann man etwas gegen sie tun: Härten Sie Ihren Körper ab, indem Sie bei jedem Wetter “vor die Tür” gehen, die Gefäße trainieren und regelmäßig die Sauna bzw. die Infrarotkabine aussuchen. Entspannen Sie sich und bauen Sie den Stress ab. Denn das Wetter wirkt vor allem auf Menschen, die untrainiert sind, Übergewicht, schwache Gefäße und Muskeln, hohen Blutdruck, Herz-Kreislauferkrankungen oder andere Vorerkrankungen haben bzw. unter Stress leiden.