Überall in den Medien – Vorsicht bei Kalzium

Kalziumpräparate können, in größeren Mengen eingenommen, die Entstehung von Herzinfarkten und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Dies zeigt eine aktuelle Auswertung mehrerer Studien an insgesamt 12 000 Teilnehmern.

Kalzium ist ein lebenswichtiges Mineral. Im Körper ist es zu 99 Prozent in Zähnen und Knochen gebunden. Ein Mangel führt zu Osteoporose und Knochenbrüchen. Deswegen ist eine ausreichende Kalziumzufuhr, vor allem bei älteren Menschen, äußerst wichtig. Doch bei nicht richtiger Einnahme und ohne Indikation kann sich Kalzium auch in den Gefäßwänden ablagern und dort zu Arteriosklerose führen. Die Gefäße können so verengen und damit zur Ursache von Herzinfarkten und anderen Herz-Kreislaufer-Erkrankungen werden. Eine übermäßige Zufuhr von Kalzium kann also auch schaden. Bekannt ist dies von Patienten mit Nierenversagen, bei denen die zusätzliche Aufnahme von Kalzium diese Gefäßverkalkung fördert.

Die Auswertung von insgesamt 15 Studien hat kürzlich ergeben, dass die Einnahme von Kalziumpräparaten – insbesondere ohne ergänzendes Vitamin D – das Risiko für Herzinfarkte um bis zu 30 Prozent erhöht. Vitamin D sorgt nämlich dafür, dass das Kalzium überhaupt aus dem Darm ins Blut aufgenommen und von dort in die Knochen eingelagert werden kann. Auch die Häufigkeit von Schlaganfällen und die Sterberate waren in dieser Meta-Analyse aus Neuseeland und den USA tendenziell leicht erhöht. Die Ergebnisse der Studie sind ein ernstzunehmender Hinweis auf gesundheitliche Risiken durch Kalziumpräparate, wenn sie nicht richtig eingesetzt werden – insbesondere weil Kalziumpräparate weit verbreitet sind.

Daraus ergibt sich eine Gratwanderung. Wir wissen seit langem, dass die Einnahme von Kalzium allein die Mineraldichte im Knochen kaum steigert. Im besten Fall wird das Mineral einfach über den Urin wieder ausgeschieden, im ungünstigen Fall wird es aber in der Gefäßwand abgelagert und begünstigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dieser Zusammenhang ist insbesondere bei Patienten mit Nierenschwäche gut bekannt. Im Gegensatz zu Kalziumpräparaten erhöhen Vitamin D-Präparate das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aber nicht. Besteht bereits ein Knochenschwund, reicht die Einnahme von Vitamin D allein nicht aus, um Knochenbrüche wirksam zu verhindern. Die Behandlung dieser Osteoporose erfolgt heute auch mit Medikamenten, die eine Mineralisierung des Knochens verbessern. Hierfür ist aber eine gesteigerte Zufuhr des „Baustoffs“ Kalzium notwendig. Deshalb ist eine ausreichende Kalziumversorgung im Rahmen einer gesunden und vollwertigen Ernährung unverzichtbar. Eine zusätzliche Gabe von Kalziumpräparaten sollte nur dann erwogen werden, wenn die Kalziumzufuhr mit der Ernährung nicht ausreicht.

Die tägliche Ration von Kalzium liegt für Erwachsene zwischen 450 und 1000 Milligramm. Zur Vorbeugung und Behandlung einer Osteoporose sind 1000 bis maximal 1500 mg notwendig. Gesunde können das Mineral mit der Nahrung in ausreichender Menge zu sich nehmen. Käse oder Milch sind eine gute Quelle. Aber auch Grünkohl, Petersilie, Mandeln und vor allem Mohn enthalten viel Kalzium.