Stress – Bei den Folgen wird einem Angst und bange

Mittlerweile steigen die Stress-bezogenen wissenschaftlichen Arbeiten ins Astronomische, stellt Prof. Dirk Hellhammer, Uni Trier, fest.  Doch die meisten Arbeiten scheinen nicht das zu halten was sie versprechen. Prof. Hellhammer hält jetzt mit Neuropattern dagegen.

Zu diesem Thema habe ich schon einmal ausführlich, am 6. Juni 2011, im damaligen Tipp der Woche, berichtet.

Neuropattern ist eine an der Universität Trier entwickelte neue Methode der Stressdiagnostik. Es soll Therapeuten helfen, stressbezogene Gesundheitsstörungen möglichst früh zu erkennen und zu behandeln. Die Methode misst biologische Signale und setzt diese in Beziehung zu psychischen und körperlichen Stressreaktionen. So werden Muster (Neuropattern) erfasst, welche Hinweise auf Krankheitsursachen geben können.

Stress wirkt sich sehr stark auf die psychische und körperliche Gesundheit aus. Immerhin sind psychische Gesundheitsstörungen die Hauptursache für Frühberentungen, Krankheitstage und Medikamentenkonsum. In der EU werden die Kosten von Stress immerhin auf 5-10% des Bruttosozialprodukts geschätzt. Ein heftiger Brocken.

Hellhammer forschte intensiv  zu Stress-bedingten körperlichen Erkrankungen wie Ulcus pepticum (Magen- bzw. Zwölffingerdarmgeschwür), Anorexia nervosa (Magersucht), Colitis ulcerosa (chronische Darmerkrankung) und Infertilität (Unfruchtbarkeit).

Die meisten Menschen nehmen chronischen Stress gar nicht wahr. Manche, die einen psychischen Test als völlig harmlos empfanden, hatten anschließend hohe Cortisol-Werte. Andere, die sich danach extrem abgeschlagen fühlten zeigten sehr niedrige Werte. Rein subjektiv lässt sich das Ausmaß  einer Stressbelastung also nicht abschätzen.

Patienten mit Burnout-Syndrom haben meist einen hohen Noradrenalin-Bedarf. Noradrenalin sorgt dafür, dass genügend Energiereserven freigesetzt werden, um die Aufmerksamkeit, Gedächtnis- und Konzentrationsleistung sowie den Schlaf- / Wachrhythmus zu steuern. Der Botenstoff versetzt den Körper in erhöhte Alarmbereitschaft. Infolge steigt der Puls an bzw. das Herz pumpt schneller, der Blutdruck steigt und die Magen- / Darmaktivität wird heruntergefahren. Laufen Körper und/oder Geist ständig auf Hochtouren, dann geht irgendwann gar nichts mehr. Das Depot ist leer.
Wiederum andere Burnout-Patienten kämpfen mit einer viel zu geringen Cortisol-Produktion. Cortisol ist wichtig, um Glukose ins Gehirn zu schleusen. Fehlt Cortisol, dann fühlt sich der Patient abgeschlagen, hat Grippe-ähnliche Symptome, Gliederschmerzen, die Entzündungswerte im Blut steigen und die Schmerzschwelle sinkt. Hellhammer berichtet: „Gerade bei Fibromyalgie-Patienten haben wir ähnlich niedrige Cortisol-Werte gefunden, z. B. wenn die Nebennierenrinde schlapp macht.“ Auch ein Serotoninmangel kann zu Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit und Schlafstörungen führen. Eine Dysbalance dieser Botenstoffe könnte möglicherweise zu einer Beeinflussung der absteigenden Nervenbahen führen und so die Wahrnehmung körperlicher Beschwerden, bis hin zu Schmerzen, verstärken.

Hellhammer weiter: „Am Ende sollte eine Therapie stehen, die nicht Symptome behandelt, sondern die individuellen Ursachen der Störung berücksichtigt. Und die sind von Mensch zu Mensch verschieden.“ Wie wahr.

Natürlich kommen auch einige meiner Patienten mit dem obigen Krankheitsbild in die Praxis. Doch nicht selten kann man diesen Befindlichkeiten hervorragend naturheilkundlich begegnen. Zugegeben: Manchmal kommt man um die Interaktion nicht herum. Wichtig für den Patienten sind jedoch die sichere Diagnose und die schnelle, kompetente Hilfe.