Seit Jahrzehnten predigen Mediziner und Ernährungsexperten: Fett macht dick und krank. Doch neuerdings wird genau das Gegenteil von dem propagiert. Spezielle Fatburner-Diäten haben die bislang als unbedenklich geltenden Kohlenhydrate “aufs Korn” genommen. Fett ist nämlich nicht gleich Fett und auch bei den Kohlenhydraten gibt es große Unterschiede. Auch in den USA wurde vor über zehn Jahren die Parole ausgegeben: Fett sei schlecht, schaffe Übergewicht und führe zum Herzinfarkt. Mit groß angelegten Kampagnen wurde empfohlen, etwa 50 Prozent des täglichen Kalorienverbrauchs mit Kohlenhydraten und höchstens 30 Prozent mit Fett abzudecken. Die amerikanischen Verbraucher hielten sich brav an diese Empfehlung und stellten die Ernährung um. Der Fettanteil sank von 40 auf 34 Prozent der Gesamtkalorien. Die überraschende Folge war jedoch, dass sich gleichzeitig die Zahl der Übergewichtigen verdoppelte und die Herzinfarkte auch nicht seltener wurden. Dafür nahm Diabetes, wie es auch in Deutschland der Fall ist, epidemieartig zu. Erst jetzt wurde bekannt, dass die Verbraucher in den USA scheinbar über Jahre getäuscht wurden und einer unbewiesenen Empfehlung folgten. Zwei renommierte Bostoner Ernährungsmediziner weisen nun darauf hin, dass es in Wahrheit keine einzige Untersuchung gebe, die einen gesundheitlichen Nutzen einer fettarmen Diät belege. Die Empfehlung, maximal 30 Prozent Fett zu essen, sei reine Spekulation und ohne jede wissenschaftliche Grundlage. Neben regelmäßiger Bewegung und Ballaststoffen sind Fette beim “Fatburnen” nicht schlecht. Im Gegenteil: Sich schlank schlemmen und die richtigen Fette benutzen ist der Schlüssel zum Erfolg. Die Fit-Fette sind in Oliven-, Lein- und Rapsöl. Die in ihnen enthaltenen ungesättigten Fettsäuren sind sogar lebenswichtig. Essen Sie möglichst häufig sehr fetten Fisch. Denn die im Fisch enhaltenen Omega-3 Fettsäuren sind lebenswichtige Nervennahrung. Sie verbessern die Fließeigenschaften des Blutes, halten die Arterien elastisch und bieten einen optimalen Schutz vor Herzinfarkt. Übergewichtige profitieren zusätzlich: Mit Omega-3 Fetten sollen sich die oft gestörten Nerveninformationen im Gehirn, die signalisieren wann man satt ist, wieder einpendeln lassen. Reduzieren Sie gesättigte Fettsäuren, wie sie vor allem in tierischen Lebensmitteln wie Sahne, Butter, Fleisch, Wurst, Käse, aber auch in Kokos- und Palmfett stecken. Wenn sie vielleicht auch nicht so schädlich sind wie lange Zeit angenommen, bringen sie gerade in Verbindung mit Bewegungsmangel die Fettpolster nicht gerade zum schmelzen. Eine fatale Mischung ist Fett und Zucker: In einer amerikanischen Studie wurde die unterschiedliche Fettaufnahme beim Genuß von Sahne-Milchshakes ausgewertet. Das Ergebnis war eindeutig. Die Fettaufnahme in den Körper war bei gezuckerten Shakes um bis zu 60 Prozent höher als bei ungezuckerten Shakes. Genau denselben Effekt hat man übrigens auch bei der Kombination von Fett mit sogenannten “schnellen” Kohlenhydraten, etwa bei Schweinebraten mit Knödeln. Eine Studie zeigt, dass künstlich veränderte Fette “Trans-Fettsäuren” bilden, die Herzerkrankungen begünstigen. Die veränderten Fette entstehen durch die chemische Härtung und sind in Margarine, und als “versteckte Fette” in Fertigprodukten, Gebäck und Weißbrot. Allgemein gilt: Butter ist gesünder als Margarine. Und nehmen Sie immer kalt gepresstes Olivenöl mit der Bezeichnung” extra vergine”. Raffiniertes Olivenöl enthält wiederum schädliche “Trans-Fettsäuren”. Keine Angst vor Cholesterin: Auch hier ist ein Umdenken in Gange. Noch bis vor kurzem wurde Infarktpatienten vom Genuss von Nüssen abgeraten. Ein Bärendienst, wie sich nun herausstellt. Die schmackhaften “Fettbomben” stellten sich mittlerweile als wahre “Herzschützer” heraus. Viele von uns haben schon alle möglichen Diäten ausprobiert. So wirbt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): “Das Fett muss weg – erstmal vom Teller”. Eine große Anzahl von Langzeitstudien kommt zu einem ganz anderen Ergebnis. Mehrheitlich lässt sich dort kein Zusammenhang zwischen Fettkonsum und Übergewicht feststellen. Trotzdem empfiehlt die DGE: “Essen Sie sich satt an Kohlenhydraten wie Kartoffeln, Nudeln, Reis und Vollkornprodukten.” Viele von uns haben es ausprobiert und hatten kein Glück damit. Obwohl wir Fette sparen, Wurst, Butter und Fleisch weglassen, nehmen wir zu. Der Grund dafür ist, dass die Kohlenhydrate ebenfalls “Dickmacher” sind. Gleich vorneweg: Genauso wie man nicht pauschal behaupten kann, dass Fette schlecht und ungesund sind, genausowenig gilt das für die Kohlenhydrate. Denn sie sind wichtiger Treibstoff für unseren Körper, besonders fürs Gehirn. Das ernährt sich nämlich von nichts anderem als von den Zuckerbausteinen aus Kohlenhydraten. Diese liegen in unterschiedlichen Arten und Größen vor. Aus nur einem Baustein bestehen Kohlenhydrate in Form von Glukose (aus Honig etwa) oder Fructose (der Fruchtzucker im Obst). Aus zwei Bausteinen bestehen Saccharose (Haushaltszucker) oder auch Laktose (Milchzucker aus der Milch). Kohlenhydrate, die der Körper erst auseinandernehmen muss, sind die so genannten komplexen Kohlenhydrate (aus ganz vielen gleichen Zuckerbausteinen). Solche Kohlenhydratketten stecken in Getreide, Kartoffeln oder Hülsenfrüchten. Ständig braucht das Gehirn Zucker in Form von Glukose aus dem Blut. Ist zuwenig davon da, dann lässt unsere Konzentration nach und unsere Laune geht in den Keller. Schnell muss Glukose-Nachschub her. Die holt sich unser Körper bei Glukosemangel, indem er Eiweiß aus den Muskeln in Zucker umbaut. Schlecht für die Figur, denn dabei schwindet die Muskelmasse und begünstigt das Übergewicht. Entscheidend ist, welche Kohlenhydrate wir zu uns nehmen. Kohlenhydrate aus Obst und Gemüse und vollwertigen Getreideprodukten versorgen uns mit lebenswichtiger Energie. Die industriell veränderten Kohlenhydrate aus Zucker und Weißmehl hingegen heizen unseren Blutzucker an. Aber auch Kartoffeln, die ja sonst immer als gesunde Kohlenhydrate galten, wirken sich schlecht auf den Blutzucker aus und entpuppen sich als wahre Dickmacher. Wenn wir sie essen, dann schüttet die Bauchspeicheldrüse in rauen Mengen Insulin aus, weil das Angebot an Glukosemolekülen einfach zu groß ist. Das Hormon soll den Zucker aus dem Blut holen, damit der Körper die für ihn optimale Zuckermenge von etwa einem Gramm Glukose pro Liter Blut, wiederherstellen kann. So landen die schnell wirksamen Kohlenhydrate in Form von Süßigkeiten, Weißbrot und Kartoffeln auch ganz schnell als Fett auf den Hüften. Denn seit vielen tausenden von Jahren ist unser Körper auf die langsam wirkenden Kohlenhydrate eingestellt und nicht auf die Turbozucker aus Kartoffel und Konfitüre. Ob Kohlenhydrate dick oder dünn machen, hängt davon ab, wie schnell die Kohlenhydrate unseren Blutzucker ansteigen lassen. Denn solange viel Insulin im Körper vorhanden ist, kann keine Fettverbrennung stattfinden. Bei den schnell wirksamen Kohlenhydraten ist zunächst übermäßig viel Insulin im Körper. Die “schnellen” Kohlenhydrate sind besonders schnell in Fett umgebaut. Der Körper lässt den Blutzuckerspiegel wieder absinken, oft unter den eigentlichen Normalwert. Schnell geht dem Gehirn wieder der Zucker aus und es meldet uns Hunger auf neue schnellwirkende Kohlenhydrate. So erklärt sich auch der ständige Heißhunger auf Süßes. Dabei lässt sich der Teufelskreis mit Unterstützung unseres Körpers durchbrechen. Der hilfreiche Gegenspieler des Insulin ist das Hormon Glukagon. Es kommt immer dann zum Einsatz, wenn der Blutzucker unter einen bestimmten Wert fällt. Wenn wir “langsame” Kohlenhydrate etwa in Form von Vollkornbrot oder eines Apfels gegessen haben, so sinkt der Blutzuckerspiegel zunächst etwas ab. Glukagon wird ausgeschüttet und regt die Leber dazu an, Zucker aus den Fettzellen zu gewinnen. Somit wirkt Glukagon als richtiges Schlankmacher-Hormon. Nur bei den “schnellen” Kohlenhydraten hat das Glukagon keine Chance. Viel zu schnell wird das Insulin ausgeschüttet. Glukagon kann nicht mehr wirken. Leider läuft unsere Bauchspeicheldrüse viel zu oft auf Hochtouren. Bei den ständigen, hohen Insulinwerten schalten die Körperzellen irgendwann auf stur. Dann ist ständig zu viel Insulin im Blut. Eine richtige Insulin-Unempfindlichkeit (Insulinresistenz) kann sich bilden. Sie wird durch Übergewicht und Bewegungsmangel begünstigt. Viele Experten sehen in diesem ständig zu hohen Insulinspiegel den Hauptgrund für Übergewicht. Neue Studien belegen, dass durch “schnelle” Kohlenhydrate nicht nur Übergewicht, sondern auch das Risiko für Typ-II-Diabetes und Herzerkrankungen erhöht wird. Der glykämische Index gibt an, wie stark und schnell ein bestimmtes Lebensmittel den Blutzucker ansteigen lässt. Lebensmittel mit einem niedrigen Glyx lassen den Blutzucker nach dem Essen nur langsam ansteigen. Auf einer Skala zwischen 1-100 gelten alle Kohlenydrate mit einem Wert unter 55 als gute, alles was darüber ist als schlechte Kohlenhydrate. Übrigens: Der Body-Mass-Index errechnet sich wie folgt: BMI = Körpergewicht (Kilogramm) geteilt durch Körpergröße in Meter im Quadrat. Für Erwachsene gelten folgende BMI: unter 19: Untergewicht, 19 bis 25: idealer Bereich, 25 bis 30: leichtes Übergewicht, über 31: starkes Übergewicht. Machen Sie einfach Schluss mit der Diäten-Qual! Gehen Sie ihren persönlichen Weg und beschäftigen Sie sich mit dem, was Sie essen. Und vor allem: Bleiben Sie in Bewegung! Ausdauersportarten wie Walking, Schwimmen oder Radfahren sind neben einer Umstellung auf ballaststoffreiche, gesunde Ernährung der beste Tipp, den man geben kann. Denn Abnehmen ohne gleichzeitigen Muskelaufbau ist so gut wie unmöglich.