In der Vergangenheit wurde hauptsächlich aus rein spirituellen Gründen gefastet. So, wie wir das Fasten heute kennen, wurde es erst im letzten Jahrhundert durch Dr. Otto Buchinger populär. Mit Fasten konnte er seine rheumatische Erkrankung heilen. Noch heute wird seine Buchinger-Fastenmethode praktiziert – mit Tees, Mineralwasser, Gemüsebrühe, Obst- und Gemüsesäften.
Zu viel Fett, Fleisch und Stress stehen zu wenig Bewegung, Entspannung sowie zu wenig Obst und Gemüse gegenüber. Die Folge kann das Metabolische Syndrom sein (Übergewicht, hoher Blutdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Diabetes mellitus, Gicht). Die Behandlung erfolgt meist nur symptomatisch. Damit lassen sich Herzinfarkt, Schlaganfall und manifester Diabetes aber meist nur hinauszögern. Die Ursache wird außer Acht gelassen. Und manche Tabletten, gegen zu hohen Zucker, führen auf Dauer zu einer weiteren Gewichtszunahme. Dieser Abwärtsspirale wieder zu entfliehen ist nicht leicht.
Was passiert im Körper
Richtiges Heilfasten kann hier Abhilfe schaffen. Und auch Gesunde können so rechtzeitig zur Vorbeugung mit beitragen.
Durch den Verzicht auf Nahrung wird in kurzer Zeit das Verdauungssystem
stillgelegt. So treten während des Fastens erstaunlich wenig
Hungergefühle auf. Das Herz-/Kreislaufsystem, das im Normalfall einen
Großteil seiner Leistung für den Verdauungstrakt bereitstellen muss,
wird deutlich entlastet. Die Folge ist ein niedrigerer Blutdruck. Durch
die deutlich verringerte Salzzufuhr wird zudem lange zurückgehaltenes
Wasser im Körper ausgeschieden. Dies bedeutet eine weitere Entlastung
für den Kreislauf. Durch den Verzicht auf Zucker wird mit jedem Kilo
Gewichtsverlust einer Diabetes-Erkrankung entgegengewirkt.
Dr. Eva
Lischka, Vorsitzende der Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung e.V
berichtet, dass manche Typ-2-Diabetiker nach einer Fastenkur
beispielsweise auf Insulinspritzen verzichten können. Patienten, die
Blutzucker senkende Medikamente einnehmen müssen, benötigen diese
anschließend mitunter nicht mehr. Der Grund: Die Insulinresistenz, die
zum Typ-2-Diabetes führt, kann sich während des Nahrungsentzugs
normalisieren.
Und Fettstoffwechsel, Stuhlträgheit und Allergien
können sich verbessern. Nicht zu vergessen das Immunsystem, das durch
das Fasten gestärkt wird.
Weg mit den Schmerzmitteln
Eine Studie des Universitätsklinikums Jena aus dem Jahr 2007 ergab, dass Arthrosepatienten während des Fastens ganz auf Schmerzmittel verzichten, oder diese zumindest drastisch reduzieren konnten. Man weiß, dass zu Beginn des Fastens der Cortisolspiegel steigt. Das Hormon wirkt wie ein körpereigenes Schmerzmittel. Hinzu kommt der Verzicht auf tierische Fette . Die darin enthaltenen Arachidonsäuren fördern Entzündungsprozesse. Positiv wirkt sich in diesem Zeitraum auch die Abstinenz körperfremder Proteine aus, die über die Nahrung aufgenommen werden und Entzündungsreaktionen ankurbeln können.
Jojo-Effekt – Ja oder Nein?
Fastenkliniken und interessierte Wissenschaftler zeigen in verschiedenen Untersuchungen, dass regelmäßiges Fasten sich tatsächlich auch langfristig positiv auf das Gewicht auswirkt. Die Ergebnisse entkräften den Vorwurf, dass die extrem kalorienarme Kur einen Jojo-Effekt auslöst. Wichtig sei allerdings, dass die kalorienarmen Aufbautage im Anschluss an die Saftkur eingehalten würden. Hinzu kommt, dass man nach dem Fasten schon nach kleineren Portionen satt ist. Und wer eine Weile Verzicht geübt hat, der entdeckt die Vielfalt der Aromen wieder neu. Ein Apfel wird zum Genuss.
Erleben Sie Höhenflüge
Im Gegensatz zu Kranken können Gesunde auch ohne ärztliche Aufsicht fasten. In den ersten nahrungsfreien Tagen stellt sich der Körper um. Der gefürchtete Hunger ist nach der Darmentleerung mittels Glaubersalz zwar in der Regel weg, viele fühlen sich aber matt, weil der Blutdruck schwächelt, oder haben Kopfschmerzen vom Koffeinentzug.
Sind die ersten Tage überstanden, berichten aber viele von seelischen Höhenflügen. Den Kick liefert das Glückhormon Serotonin. Während des Fastens wird es langsamer als sonst abgebaut. Die Hungerkur funktioniert so als natürliches Antidepressivum. Andere fallen allerdings beim Fasten in ein tiefes Loch. Während der Kur kommen sie zum ersten Mal seit Langem zur Ruhe, ziehen vielleicht Bilanz über ihr Leben, was mitunter bitter ist. Aber auch das ist eine vielleicht schmerzliche, aber heilsame Erfahrung, um seinem Leben einen Anstoß zum Positiven zu geben.
Ein weiteres Plus ist die verstärkte Ausschüttung von Wachstumshormonen während der Fastenzeit. Die Reparatursysteme des Körpers laufen auf Hochtouren. Eine ganze Reihe von Tierversuchen, darunter auch eine Langzeitstudie an Affen zeigt, dass ein kalorienreduziertes Leben gesund hält. Oft berichten auch sehr alte Leute, dass sie nie sehr viel gegessen haben.
Verlust an Muskelmasse während des Fastens?
Kritiker warnen allerdings vor einem übermäßigen Verlust an Muskelmasse während des Fastens. Sogar der Herzmuskel könnte Schaden nehmen, wird behauptet. “Das stimmt natürlich nicht”, stellt Frau Dr. Lischka von der Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung e.V. klar fest. Das Herz arbeite weitgehend unabhängig vom Blutzucker und könne sich problemlos aus dem Fettstoffwechsel Energie ziehen. “Der menschliche Körper ist darauf ausgerichtet, auch längere Zeit ohne Nahrung auszukommen. Wenn das ans Herz ginge wären wir längst ausgestorben.” so Frau Dr. Lischka. Eine aktuelle Studie zeigt: Der Verlust an Muskelmasse ist gering. Und Kraft sowie Ausdauer können sogar zunehmen, wenn sich Fastende gleichzeitig sportlich betätigen.
Immer wieder neu
Fest steht: Die meisten Fastenden sind Wiederholungstäter. Nach dem freiwilligen Verzicht fühlen sie sich seelisch und körperlich von Ballast befreit und verblüffend energiegeladen. Auch das Immunsystem scheint zu profitieren. Infektanfällige berichten, dass sie nach einer Fastenkur die Schnupfensaison ohne laufende Nase überstehen.
Noch sind die Mechanismen, die das Fasten in Gang setzt, nur in den Ansätzen erforscht. Aber die Selbstheilungskräfte des Körpers werden aktiviert. Und der Körper erhält so die Möglichkeit aus eigener Kraft zu gesunden.