Nahrungsmittel mit immer weniger Fettanteil sind weiter auf dem Vormarsch. Die Regale sind mittlerweile voll davon. „Du darfst“ – „Du sollst“ – „Du kannst“… Sieht so die Zukunft wirklich aus? Wenn man seit Jahren die Gesundheitsmagazine im Fernsehen verfolgt und die sogenannten Fachjournale liest, dann könnte man das geradezu meinen. Abnehmen mit Light-Produkten… (träum weiter…). Wenn es doch nur so einfach wäre. Ein Vorteil ist, dass die Magazine wenigstens immer wieder neuen Stoff für Ihre Sendungen erhalten. Studiogäste, die mit ihrer Figur in diesem Leben Glück gehabt haben, sind stets gerne bereit schlaue Tipps zu geben. Und profilierungsfreudige Ökotrophologinnen plappern eifrig Welt-neu nach.
Blickt man zig Jahre zurück, dann ist es letztendlich immer derselbe Ablauf. Neue Erkenntnisse werden euphorisch beworben. Nach vielen Jahren merkt man dann, dass die ganze Sache doch nicht funktioniert. Durch die bisherigen Erkenntnisse sind mehr Menschen verstorben als zuvor. Jetzt wird total umgeschwenkt. Von einem Extrem ins andere. Dann ist da noch die Industrie. Und ganz am Schluss erst der Endverbraucher. Der Mensch, das schwächste Glied in der Kette. Doch das schwächste Glied ist letztendlich gar nicht so schwach. Es entscheidet schließlich, ob etwas angenommen oder abgelehnt wird. Das ist den allermeisten Menschen so nur nicht bewusst. Komisch ist nur, dass die Schlanken ebenfalls krank sind. Ja nicht selten die gleichen Krankheiten aufweisen wie ihre dickeren Artgenossen. Diese Feststellung ist natürlich kein Freibrief für hohes Übergewicht. Das versteht sich wohl von selbst.
Ich denke, es ist wie mit allem. Das Mittelmaß macht´s. Bloß, dieses für sich zu finden ist nicht immer leicht. Sowieso bei dem vorherrschenden Angebot. Vielleicht kommen wir ja dem Ziel mit der folgenden Studie näher:
Es ist einfach eine Tatsache: Wer weniger Energie-reiche Nahrung zu sich nimmt, der isst dafür halt mehr. Jetzt kamen die zwei Arbeitsgruppen um Prof. Peter Schieberle (TU München) und Prof. Veronika Somoza (Uni Wien) auf folgende Idee: Über drei Monate lang mussten die Studienteilnehmer vier verschiedener Gruppen täglich 500 Gramm Magerjoghurt verzehren, vor der normalen Kost. Der Magerjoghurt wurde entweder mit Schweineschmalz, Milchfett, Raps- oder Olivenöl angereichert.
Das Ergebnis der Studie: „Olivenöl hat den größten Sättigungseffekt“, so Prof. Schieberle, Leiter des TUM-Lehrstuhls für Lebensmittelchemie und Direktor der Deutschen Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie. Die Olivenöl-Gruppe beurteilte das Olivenöl subjektiv als am besten sättigend. Zudem blieben bei dieser Gruppe auch der Anteil des Körperfetts und das Körpergewicht konstant.
Das überraschte die Wissenschaftler, da Raps- und Olivenöl ja
ähnliche Fettsäuren enthalten. Also wurden im zweiten Anlauf lediglich
die Aromen im Olivenöl ins Visier genommen. Die eine Gruppe erhielt
Joghurt mit Oliven-Aroma-Extrakt und die andere Gruppe lediglich reinen
Joghurt.
Ergebnis: Die Kalorienaufnahme der Olivenöl-Gruppe
veränderte sich nicht. Doch die Probanden der Kontrollgruppe nahmen im
Durchschnitt täglich jeweils 176 Kcal. mehr zu sich. Zudem war bei
dieser Gruppe auch weniger Sättigungs-/Glückhormon „Serotonin“ im Blut
nachweisbar.
Wie lange das Sättigungsgefühl anhält, hängt u. a. auch vom Blutzuckerspiegel ab. Je schneller dieser sinkt, desto schneller wird man wieder hungrig. Also galt es herauszufinden, welche Aromastoffe im Olivenöl die Aufnahme von Glukose aus dem Blut in Leberzellen verzögern. Es handelt sich dabei übrigens um die Aromastoffe Hexanal und E2-Hexanal. Zudem untersuchten die Wissenschaftler Olivenöle aus Griechenland, Spanien, Italien und Australien. Das Ergebnis war eindeutig. Olivenöl aus Italien enthält die größten Mengen der beiden Aromastoffe.
Prof. Schieberle: „Wir konnten zeigen, dass Geschmackstoffe die Sättigung regulieren können.“ Der Hintergedanke ist natürlich Fett-reduzierte Nahrung in den Verkehr zu bringen, möglichst mit vollem Sättigungseffekt. Oh je, ahnen Sie es auch? An der nächsten Versuchs- und Antigenusswelle wird bereits gearbeitet. Machen Sie es wie ich: „Kaufen Sie sich ein gutes Olivenöl“.