Krebstherapie – Disaster und Schlag ins Wasser

Aussichtsreich war das Screeningverfahren, das die hohe Sterblichkeit von Patientinnen mit Eierstockkrebs vermindern sollte. Aber Pustekuchen. Enttäuschung auf der ganzen Linie. Dabei hat alles mal wieder so gut angefangen. In einer großen amerikanischen Langzeitstudie wurde über einen Zeitraum von 13 Jahren geprüft, ob ein erhöhter Gehalt des Tumormarkers CA-125 im Blut rechtzeitige Hinweise auf ein Ovarialkarzinom liefert. Und, ob sich die Überlebenschancen dadurch verbessern.

78.000 Frauen zwischen 55 und 74 Jahren nahmen an der Studie teil. Alle hatten anfangs kein Krebsleiden. Die eine Hälfte (Kontrollgruppe) erhielt keine Anweisungen, was die Eierstockskrebsvorsorge anbelangte. Die andere Hälfte wurde einmal jährlich mit einen über die Scheide eingeführten Ultraschallgerät untersucht. Und es wurde die Konzentration des Tumormarkers CA-125 im Blut bestimmt. Dabei handelt es sich um ein bei entarteten Zellen ins Blut abgegebenen Zucker-Eiweiß-Molekül.

Viel zu späte Diagnose

Dummerweise findet man erhöhte Mengen dieses Krebsmarkers aber nicht nur im Zusammenhang mit einem Ovarialkarzinom, sondern auch bei anderen Krankheiten, z. B. bei Bauchspeicheldrüsenkrebs und Leberzirrhose.  
In der Zeitschrift der amerikanischen Medizingesellschaft (JAMA, Bd. 305, S. 2295) berichteten die Wissenschaftler Saudra Buys und Kollegen, dass bei 212 Probandinnen der Gruppe die regelmäßig untersucht wurden und bei 176 der Gruppe die nicht untersucht wurden ein Ovarialkarzinom auftrat.

Mit den Vorsorgetests wurden also zwar mehr Krebsfälle entdeckt, allerdings auch nicht in einem frühen Stadium. So erlagen in beiden Gruppen rund 55 % der Krebspatientinnen den Folgen ihres Krebsleidens.

Weiter wurde dokumentiert, dass bei knapp 3.300 der untersuchten Frauen irrtümlicherweise ein Ovarialkarzinom diagnostiziert wurde. Ein Drittel der Frauen unterzog sich demzufolge einer unnötigen Operation. Bei 15 % der Frauen entstanden große Komplikationen in Hinsicht Blutungen, Infektionen, Darmverletzungen und Blutverlusten.

Kombination mit anderen Parametern

Die meisten Ovarialkarzinome werden erst im späten Stadium aufgedeckt. Nämlich dann, wenn der Tumor bereits Beschwerden verursacht und eine Heilung kaum noch möglich ist. Lediglich ca. 30 % der Patientinnen leben länger als 5 Jahre, nachdem das Geschehen entdeckt wurde. Bei einer rechtzeitigen Diagnose läge die Überlebensrate immerhin bei 92 %.
Jetzt gehen britische Forscher der Frage nach, ob eventuell zusätzliche Marker, zu CA-125, geeignet sind, um Ovarialkarzinome in einem früheren Stadium zu erkennen. Bis dato alles heiße Luft.

Falsch positive Befunde

Gerd Gigerenzer, vom Max-Plack-Institut für Bildungsforschung in Berlin, verweist darauf, dass solche Irrtümer auch bei gängigen und lange etablierten Screeningverfahren häufig vorkommen. Gerade Mammographien führen immer noch bei 50 bis 200 Frauen zu falsch positiven Ergebnissen und nachfolgend überflüssigen Biopsien. Hinzu kommen bis zu 10 unnötige Therapien. Bei diesen Frauen hätten sich die Geschwülste nämlich gesundheitlich nie bemerkbar gemacht. Und man höre und staune: Bei 1.000 Frauen, mittleren Alters, über einen Zeitraum von 10 Jahren, kann durch die Mammographie lediglich 1 durch Brustkrebs bedingter Todesfall abgewendet werden. Viele, so auch Gigerenzer, sind mittlerweile der Meinung, dass es ein Skandal ist, diese Information den Frauen weiterhin vorzuenthalten.

Sie erinnern sich

Seit langem schreibe ich über die Aufgaben des Immunsystems. Um in eine solche Mühle und Abwärtsspirale möglichst gar nicht erst hineinzugeraten ist es wichtig, dass das Immunsystem stets gut funktioniert. Während Vorträgen stellten führende Krebs-Professoren,  im Rahmen einer Ärzteweiterbildung (in einer nonommierten Krebsklinik – ich war ebenfalls eingeladen) in 2007, laut und deutlich fest: „Bei der Erkennung von Tumoren ist die Entwicklung zwar weit fortgeschritten – therapeutisch sind wir aber weiterhin auf dem Stand des Jahres 1950.“ Deshalb – sorgen Sie bei sich möglichst für ein intaktes Immunsystem.

Bitte lesen Sie diese Doktorarbeit aus dem Jahre 2006, von Ingo Ebert (Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg im Breisgau (gerade auch Punkt 1.2).