Wissenschaftler fordern Verbot von Diclofenac (Voltaren)

Ende September 2004 kündigte die Fa. Merck an, dass sie den Wirkstoff Refecoxib (Produktname Vioxx) vom Markt nimmt. Bis dahin hat allein die Fa. Merck weltweit jährlich 2,5 Milliarden US Dollar, das sind ca. 20 % des Firmen-Gesamtumsatzes, damit eingefahren. Der Wirkstoff wurde zur Behandlung von Arthrosen, rheumatoider Arthritis, akuten Schmerzen und sogar bei Dysmenorrhoe (Menstruationsbeschwerden) eingesetzt. Sogar noch Anfang September 2004 hatte die US-Gesundheitsbehörde FDA die Zulassung des Medikaments auf die Behandlung von Kindern ab zwei Jahren erweitert. In einer 3-jährigen Studie sollte damals bei 2.600 Patienten bewiesen werden, dass Refecoxib (25 mg) gegen das erneute Auftreten von Dick- und Mastdarm-Polypen präventiv eingesetzt werden kann. Leider wurden die Nebenwirkungen zuerst stark vernachlässigt. Doch nach 18 Monaten musste die Studie vorzeitig abgebrochen werden, da sich Herz-/Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Angina pectoris, im Vergleich zur Placebo Gruppe, nahezu verdoppelt hatten.

Diclofenac ist seit fast 40 Jahren auf dem Markt. Heute sind sogar Rezept-freie Präparate (bis 75 mg), zur kurzfristigen Selbstbehandlung im Handel. Doch jetzt fordern Wissenschaftler das Ende von Diclofenac.

In den letzten Jahren haben sich die jährlichen Studien mit Diclofenac etwa vervierfacht. In 2012 waren es immerhin 528 Studien. Längst weiß man, dass es mit Schmerz- und Entzündungshemmern häufiger zu kardiovaskulären Nebenwirkungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt kommt. So auch mit Diclofenac. Das Nebenwirkungsprofil ist wohl ähnlich dem von Vioxx. In 2011 wurden im Rahmen einer Studie die Verkaufsdaten aus 15 Industrie-, Schwellen und Entwicklungsländern untersucht. Diclofenac ist mit ca. 28 Prozent Marktanteil das meistverkaufte „Nichtsteroidale Antirheumatikum“ (NSAR). Bloß, Deutschland wurde in diese Studie nicht mit einbezogen, obwohl hierzulande Diclofenac häufig verordnet und Rezept-frei verkauft wird. Prof. Dr. Christoph Stein, Klinikleiter und Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie der Charite´ am Campus Benjamin Franklin in Berlin vermutet, dass der Grund für die aggressiven Marketingstrategien bei den Pharmakonzernen zu suchen ist.

Schmerzen können furchtbar sein. Trotzdem, in Zukunft wird gefordert den Verbraucher hart und klar über mögliche Nebenwirkungen zu informieren. Seitens der Verordner und sowieso der Apotheker. Der mit bisher weniger Nebenwirkungen behaftete Wirkstoff Naproxen kann Diclofenac ersetzen, so die Studienautoren. Die Wissenschaftler weiter: „Eine Farce, dass das nicht schon lange geschieht.“

Im Vergleich: 25 mg Diclofenac sind genauso wirksam wie 400 mg Ibuprofen oder 1000 mg ASS. Allerdings wirkt Diclofenac bereits nach ca. 30 Minuten. Ibuprofen und ASS erst nach ein bis zwei Stunden. Und das besser verträgliche Naproxen sogar erst nach zwei bis vier Stunden. Die Elimiationshalbwertzeit, also die Zeit, in der ein Wirkstoff wieder aus dem Körper entsorgt wird, beträgt bei Diclofenac lediglich ein bis zwei Stunden. Bei Naproxen beträgt die Halbwertzeit allerdings 12 bis 25 Stunden. Doch was nützen alle Diclofenac-Vorteile, wenn die Pflege- und Todesfälle dadurch steil in die Höhe schnellen.

Diclofenac durch andere NSAR mit weniger Nebenwirkungen zu ersetzen, ist für Prof. Stein durchaus denkbar. Es würden sich dann lediglich die Einnahmezeiträume, im Gegensatz zu Diclofenac, verschieben. Doch das dürfte nicht das Problem sein. Zurzeit wird Diclofenac von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) unter die Lupe genommen. Das Ergebnis bleibt abzuwarten.

Tatsache ist, dass Patienten sehr oft und schnell zu Diclofenac und anderen Schmerzmitteln greifen, obwohl sie diese Mittel vielleicht gar nicht brauchen. Den meisten ist das gar nicht bewusst. Einmal verordnet, immer genommen. Und wenn es der Arzt doch verschreibt?! Oftmals handelt es sich um Immun- oder autoimmune Prozesse, die sich genauso gut naturheilkundlich behandeln lassen. Völlig ohne Nebenwirkungen. Oder, in der richtigen Kombination die Dosis der Schmerzmittel stark reduziert werden kann. Damit ist oft schon viel gewonnen. Die Schulmedizin schließt die Naturheilkunde keinesfalls aus.

Gerade weist die Deutsche Schlaganfallhilfe darauf hin, dass in Deutschland jährlich knapp 270.000 Personen einen Schlaganfall bekommen. 55 Prozent davon sind Frauen. Männliche Raucher haben ein 1,7-fach höheres Risiko, während sich das Rsisiko bei Frauen die rauchen sogar um das 3-fache erhöht. Nimmt die Frau die Pille, dann erhöht sich das Risiko zusätzlich. Und jetzt oft noch NSAR (z. B. Diclofenac) oben drauf… Wer einigermaßen klar denken kann, ist im Vorteil. Ein Studium ist hierzu nicht zwingend nötig.