Immer mehr Leberschäden durch Medikamente

Das Problem wird immer noch stark unterschätzt, denn die Diagnose ist meist nicht leicht. Jetzt brachte es eine isländische Studie an den Tag: Pro Jahr erkranken nicht gerade wenige an einem Leberschaden, ausgelöst durch Medikamente.

Natürlich ist längst bekannt, dass bestimmte Medikamente Leberschäden hervorrufen können. Somit reagierte jetzt auch die Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) mit einer Warnung: “Leberschäden als Nebenwirkung von Medikamenten sind ein allgemein unterschätztes Problem”, so der DGVS-Sprecher Peter R. Galle, Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik an der Universitätsmedizin Mainz und Vorstandsmitglied der DGVS.

Wissenschaftler der Universität Reykjavik analysierten in Island zwei Jahre lang alle Leberschäden, die durch Arzneimittel ausgelöst wurden. 19 neue Leberschäden pro 100.000 Einwohnern, so lautete das Ergebnis. Frankreich bestätigte jährlich 14 neue Leberschäden pro 100.000 Einwohner. Dagegen kamen Schweden und Großbritannien lediglich auf 2 pro 100.000. Nur die deutschen Zahlen soll es noch nicht geben. Oder vielleicht doch und diese werden noch zurückgehalten? Ich erinnere z. B. nur an die Cholesterinsenker-Studie, anfangs 2013. Der Hörsaal der Charite´ Berlin war im April voll mit bundesweit angereisten Ärzten zum Vitamin-D-Update. Durch einen reinen Zufall erfuhren wir alle dann nebenbei, im Rahmen eines ganz anderen Vortrags, von dem Statine-Desaster. Viele Mediziner zeigten sich betroffen und waren geschockt. 34 Prozent der Patienten, die Cholesterinsenker konsumieren, landen in den ersten drei Monaten mit akuten Nierenproblemen auf der nächsten Intensivstation. Zu diesem Ergebnis kam diese groß angelegte Studie.

Zurück zur Leber. Jetzt kommt´s: Medikamente, die die Leber schädigen sind Paracetamol und nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR). Vor allem aber Antibiotika. Wer hätte das gedacht?! Die Mischung aus Amoxicillin und Clavulansäure ist für 22 Prozent der Fälle verantwortlich.

Also: Fieber, Gelenk-, Muskel-, Bauchschmerzen, Juckreiz, Veränderung der Hautfarbe, Geld Farbänderungen bei Stuhl und Urin, Appetitlosigkeit und Erbrechen können auch Leber-Probleme signalisieren. “Das Problem ist, dass die Symptome oft unspezifisch sind und die Diagnose schwierig ist. Es ist wichtig, bei diesen Symptomen auch an eine mögliche Leberschädigung zu denken und im Zweifelsfall die Leberwerte zu kontrollieren”, so Prof. Galle.

Quelle der Studie: Gastroenterology (abstract)

Erinnern Sie sich noch an meinen Bericht vom 17.01.2011? Schmerzmittel erhöhen Schlaganfall und Herzinfarkt:
https://www.horstboss.de/de/veroeffentlichungen/tipp-der-woche/herzinfarkt-und-schlaganfall-durch-schmerzmittel/0763143f92ddb6ae0bdc3c05b3c21647.html

Einzelne Ergebnisse dieser größten Studie können Sie, wenn Sie Glück haben, jetzt allmählich lesen. Und wieder standen die Schmerzmittel im Vordergrund. Aber man kann es den Verordnern nicht verübeln. Mit einem Lächeln dröhnt sich der größte Teil der Patienten  die nächste „Ibu“ rein. Ist ja auch so einfach. Und kostet wenig. Warum sollte man da etwas mehr Geld ausgeben, um einer Sache wirklich ein für allemal auf den Grund zu gehen. Schließlich gibt es Wichtigeres, z. B. den nächsten Urlaub. Tja, so ist das. Machen Sie es anders.