Harnsäure ist das Endprodukt des Purin-Stoffwechsels. Purine sind Bausteine von Nukleinsäuren. Also wichtige Bestandteile der Erbinformation (RNS/DNS) und somit in jeder Zelle vorhanden. Sie kommen in tierischen und pflanzlichen Zellen vor. Zum einen werden Purine vom Körper selbst hergestellt und zum anderen werden sie mit der Nahrung aufgenommen. In einem mehrstufigen Prozess werden Purine dann aber wieder zu Harnsäure abgebaut. Zwischenprodukte sowie Harnsäure müssen über die Nieren ausgeschieden werden. Doch manchmal schaffen es die Nieren nicht, die angefallene Menge Harnsäure auszuscheiden. Ein anderer Grund ist, dass mit der Nahrung einfach zu viel Harnsäure aufgenommen wird. Ein erhöhter Harnsäurespiegel liegt ab 6,5 mg/dl Blut vor. Recht hohe Werte führen ggf. zum Gichtanfall und/oder zu Nierensteinen. Dabei bilden sich Harnsäurekristalle, die aussehen wie feine Nadeln. Diese lagern sich bevorzugt in den Gelenken, den Nieren, in Knorpeln, Sehnenscheiden und unter der Haut ab. Hohe Harnsäure-Werte lösen Entzündungen in den Gelenken aus und zerstören diese ggf. irreparabel.
Der Harnsäurewert sollte 6,4 mg/dl beim Mann und 5,4 mg/dl bei der Frau möglichst nicht überschreiten. Fehlen aber eine genetische Vorbelastung oder evtl. Beschwerden, dann wird meist erst ab einem Harnsäurewert über 9 mg/dl medikamentös behandelt. Ob es richtig ist immer erst abzuwarten, bis einen furchtbare Schmerzen oft Tage-lang quälen und man am Arbeitsplatz und in der Familie ausfällt, bleibt dahin gestellt.
Oft kündigt sich ein Gichtanfall lange vorher in Form von Gichtknötchen, z. B. an den Ohrläppchen, an. Typisch für einen Gichtanfall sind schlimmste Schmerzattacken, meist beginnend im Großzehen-Grundgelenk. Dann muss medikamentös geschossen werden. Man kann die Harnsäure-Ausscheidung über die Nieren mit Urikosurika wie Allopurinol oder Febuxostat anregen oder so eingreifen, dass eben weniger Harnsäure produziert wird, z. B. mit Urikostatika.
Auf einen Gichtanfall sollte man es nicht ankommen lassen. Schnell
werden dann NSAR wie Diclofenac, auch als Wirstoff in Voltaren
enthalten, usw. verschrieben. Doch mehr als 3,5 Millionen der ca. 11
Millionen NSAR-Patienten, in Deutschland, kämpfen jährlich dadurch mit
lebensbedrohenden Nebenwirkungen im Magen-/Darmbereich. Mehr als 2.000
Fälle pro Jahr verlaufen tödlich.
Z. B. erhöht das bei einem akuten
Gichtanfall symptomatisch wirksame Diclofenac das kardiale Risiko in
der gleichen Größenordnung wie Rofecoxib (Vioxx), das wegen seiner
Kardiotoxizität weltweit vom Markt genommen werden musste1.
Neue Untersuchungen in den USA haben dazu geführt, dass in allen
Informationen zu Diclofenac auch die Möglichkeit von evtl. tödlich
verlaufenden Leberschäden als Nebenwirkung angezeigt werden muss.
Eine bessere Möglichkeit der Behandlung beim Gichtanfall ist der
Einsatz von Colchicin (Alkaloid der Herbstzeitlose). Der Wirkstoff
greift ursächlich in den Prozess ein. Colchicin ist in der Lage den
akuten Gichtanfall zu stoppen und die Harnsäure-Werte wieder auf ein
normales Level zu drücken. Schmerzen werden innerhalb zwei Stunden
erträglich und verschwinden nach wenigen Stunden ganz.
Colchicin
bewirkt beim Gichtanfall, dass die weißen Blutkörperchen, die für die
Beseitigung der Harnsäurekristalle im Gewebe zuständig sind, keine
Entzündungsreaktion mehr hervorrufen können. Colchicin stoppt folglich
zielgenau die zur Auslösung des akuten Gichtanfalls ablaufende
Reaktionskette. Dieser positive Effekt ist derzeit mit keinem anderen
Arzneimittel erzielbar.
Man darf aber nicht vergessen: Colchicin ist ein Zellgift, das auch Schäden an der DNA verursachen kann. Die Einnahme muss deshalb gut kontrolliert erfolgen und darf drei Monate vor einer Schwangerschaft und während der Schwangerschaft nicht eingesetzt werden. Wird dieser Punkt beachtet, dann ist Colchicin die Risiko-arme Variante beim akuten Gichtanfall. Selbst die europäischen Behandlungsrichtlinien der EULAR empfehlen Colchicin beim akuten Gichtanfall und zur Vorbeugung.
Auch wenn Colchicin als einzige Medikation den akuten Gichtanfall unterbricht – denken Sie daran sich diesbezüglich richtig zu ernähren, wenn Sie Gicht-veranlagt sind. So ersparen Sie sich große Schmerzen. Ich sag´s nur…
Quelle:
1) Kearney P.M. et al, Br. Med. J. 332, 1302-1308