um es gleich vorwegzunehmen – Gicht (Hyperurikämie) ist zur Volkskrankheit geworden. Bis zum Ende des zweiten Weltkrieges waren vorwiegend Reiche damit behaftet. Heute zieht sich die Stoffwechselkrankheit durch alle Bevölkerungsschichten hindurch. Männer sind etwa zehnmal so häufig betroffen als Frauen.
Oft
sind die Harnsäurewerte im Blut schon Jahre vor dem ersten Gichtanfall
deutlich erhöht. Schuld daran sind Purine. Dabei handelt es sich um
wichtige Bausteine der DNS/RNS
(Desoxyribonukleinsäure/Ribonukleinsäure) und somit um Bestandteile der
Erbsubstanz. Aber auch um Bestandteile der Energieträger ATP/GTP.
Purine werden eigenständig im Körper produziert, kommen aber auch in
tierischen und pflanzlichen Zellen vor. Wir nehmen Purine also zum einen
mit der Nahrung auf. Zum anderen entstehen Sie beim Abbau von
Körperzellen. Daraus resultiert dann die Gesamtharnsäure, die bis zu
80% über die Nieren ausgeschieden wird. Der Rest über den Darm.
In
unserer Nahrung, vorwiegend in Haut und Innereien von Tieren (auch
Fisch), ist deren Konzentration sehr hoch. Normalerweise stehen im Blut
genügend Eiweiße zur Verfügung, um die schwer lösliche Harnsäure
abzutransportieren. Wird die Konzentration über 6,4 Milligramm pro 100
ml Serum an Harnsäure aber überschritten, dann droht die Ausfällung.
5,5 Milligramm Harnsäure pro 100 ml Serum gelten bei Männern und bei
Frauen nach den Wechseljahren als normal. Vor den Wechseljahren sind es
bei Frauen 4,5 Milligramm pro 100 ml Serum. Wie schon gesagt: Bei
deutlich höheren Werten ist das körpereigene Schutzsystem überfordert.
Dann kommt es zu Ablagerungen in Gelenken, Sehnenscheiden und
Nierenmark.
Vielen Patienten sind erblich zur Gicht veranlagt. Doch eine zu kalorienreiche Ernährung, hoher Fleisch- und Alkoholkonsum, starke körperliche Anstrengung, die Einnahme von Medikamenten, Blutverlust, sowie Fastenkuren sind letztendlich meist die wirklichen Auslöser. Gichtpatienten sind nicht selten übergewichtig.
Auch Alkohol enthält Purine und fördert somit die Harnsäurebildung. Gerade Bier (auch alkoholfreies Bier), besonders die Hefe im Weissbier. Zudem wird durch Alkohol die Harnsäureausscheidung über die Nieren gedrosselt. In vielen Fällen entstehen dann Nierensteine. Diese sind anschließend u. a. verantwortlich für schwere Nierenkoliken.
Bei der so genannten Gichtarthritis schwellen die Gelenke an. Bevorzugt zuerst am großen Zeh. Die befallenen Stellen sind dann extrem schmerzhaft gegenüber Berührungen. Dabei kommt es längerfristig zu Schäden an Knorpel und Knochen. Und die Beweglichkeit wird stark, ggf. irreparabel eingeschränkt. Sind die Nieren von Ablagerungen betroffen, können Harnsäuresteine langfristig zu Nierenversagen und Bluthochdruck führen. Oft bleiben auch die Ohrläppchen von den Harnsäurekristallen nicht verschont. Dort bilden sich nämlich sichtbare Knötchen.
Letztendlich bleibt nichts anderes übrig, als viel Gemüse und Obst auf den Speiseplan zu setzen. Und Fleisch, Wurstwaren, Fisch und Alkohol drastisch einzuschränken. Insgesamt 100 g Fleisch/Wurst müssen pro Tag reichen. Ggf. sogar nur zweimal die Woche. Genauso verhält es sich mit dem Glas Wein/Bier täglich. Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen, Bohnenkerne und Sojaprodukte kommen ebenfalls ganz nach hinten auf den Speisezettel. Auch sie enthalten viele Purine. Überaus große Mengen an Purinen stecken zudem in Meeresfrüchten, Sprotten, Heringen, Sardellen, Schweineschwarte, Grillhähnchen – aber auch in Brotaufstrichen aus Hefe, Brühwürfeln mit Hefe, natürlich Hefeflocken und Hefetabletten. Informieren Sie sich genau über Lebensmittel und Harnsäure unter: www.purintabelle.de. Bei vielen Gerichten gilt es halt dann die äußerst purinhaltige Haut zu entfernen.
Gelagertes Fleisch und gelagerter Fisch treiben den Harnsäurespiegel im Blut stärker in die Höhe als frische Ware. Das liegt daran, dass bereits während der Lagerung ein Teil der Purine zu niedermolekularen Verbindungen aufgeschlossen und vom Darm dadurch besser aufgenommen werden. Gekochtes Fleisch ist gebratenem Fleisch vorzuziehen, da hierbei bis zu 20% der Purine ins Kochwasser übergehen. Natürlich darf das Kochwasser dann anschließend nicht zu Brühe oder Soße weiterverarbeitet werden.
Der/die wirkliche Gichtpatient/in kommt nicht an einem Medikament bzw. naturheilkundlichen Präparaten vorbei. Wenigstens so lange nicht, bis sich die Werte wieder im Normbereich eingependelt haben. Zudem gilt: Viel trinken. Und bei Übergewicht heißt es einfach abnehmen.