Bei grünem Tee sind die Teeblätter im Gegensatz zu schwarzem Tee nicht fermentiert. Grüner Tee unterscheidet sich von schwarzem Tee auch in der Zubereitung, im Geschmack, den Inhaltsstoffen und Wirkungen des Aufgusses.
Herstellung
Die frisch gepflückten Blätter werden kurz erhitzt bzw. geröstet oder mit Dampf behandelt. Dadurch wird die Fermentation verhindert. So bleiben nahezu alle im frischen Blatt enthaltenen Wirkstoffe erhalten. Die Umwandlung der Inhalte u. a. in Aromastoffe ist unterbunden. Wie der Schwarztee wird auch der Grüntee gerollt. Das Teeblatt bleibt so zur Weiterverarbeitung geschmeidig, damit die Inhaltsstoffe ins Teewasser besser abgegeben werden können.
Inhaltstoffe
Der wichtigste Inhaltsstoff des Tees ist das Koffein (wird im Zusammenhang mit Tee auch als Tein bezeichnet). Weitere Bestandteile der Teeblätter sind das Catechin mit seinen Untergruppen. Diesen Catechinen werden die meisten gesundheitsfördernden Wirkungen des Grüntees zugeschrieben. Allerdings sind diese auch die Stoffe, die dem Tee den bitteren Geschmack verleihen.
Aminosäuren verleihen dem Grüntee den Geschmack (vor allem das Theanin) und machen bis zu sechs Prozent der Trockenmasse der Teeblätter aus. Der Gehalt an Aminosäuren lässt sich gezielt beim Anbau erhöhen, indem man die Teepflanzen im Frühjahr beschattet.
Weitere Inhaltsstoffe sind u. a.:
Vitamin A
Vitamine B1, B2, B3VitaminCalcium
Eisen (0,3g-1mg) 2-5% v. TagesbedarfFlour (0,1mg-0,25g) 10-25% v. Tagesbedarf
Kalium (30mg-86mg) 1-2% v. Tagesbedarf
Mangan (1mg-3mg) 25-50% v. Tagesbedarf
Natrium (0,1mg-0,3mg) 0,01% v. Tagesbedarf
Zink (0,1mg) 0,67% v. Tagesbedarf
Phosphorsäure
Magnesium
Kupfer
Nickel
Karotine
Grüner Tee enthält mehr Gerbstoffe (Tannine) als Schwarzer Tee. Deshalb schmeckt er herber als Schwarzer Tee. Die Gerbstoffe wirken bei nervösem Magen und Darm beruhigend und bei trägem Darm stopfend.
Sortenreichtum
Der Sortenreichtum an Grünem Tee ist sehr groß, es soll mehr als 1000 Sorten geben.
Neben China ist Japan der Hauptproduzent an feinen grünen Teespezialitäten. Grundsätzlich unterscheiden sie sich geschmacklich von den chinesischen – in China liebt man einen leicht herb-rauchigen und häufig eher blumigen Geschmack, während japanische Grüntees eine grasig-frische Note auszeichnet. Zu diesem Zweck werden chinesische Grüntees zumeist in Pfannen angeröstet, während japanische Grüntees mit Wasserdampf behandelt werden. Bekannte Sorten in diesem Bereich sind Sencha, Bancha, Kukicha, Genmaicha und die absolute Spitzenqualität, der Gyokuro. Shincha ist die erste Sencha-Ernte eines Jahres und in Japan sehr begehrt.
Der (nicht nur) in China beliebte Jasmintee ist ein mit Jasminblüten aromatisierter Grüntee, der bis in die 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts vielerorts als einziger Grüntee erhältlich war.
Einige Sorten, nach Herkunft geordnet:
Japan
- Bancha („gewöhnlicher Tee“, japanisch: 番茶), ähnlich dem Sencha, niedriger Koffeingehalt, viel Kalzium, wächst im Gebiet um den Berg Fuji
- Fukamushi-Cha (stärker bedämpfter Sencha)
- Gabalong
- Genmaicha (mit gerösteten Reiskörnern angereicherter und dadurch aromatisierter Tee)
- Gyokuro („edler Tautropfen“), Schattentee, grasig, hoher Koffeingehalt
- Hōjicha (japanisch: ほうじ茶), gerösteter Sencha/Bancha
- Kabusecha (unter dem Halbschattennetz gewachsener Tee), ein Sencha, der unter ähnlichen Lichtbedingungen wächst wie die wilde Teepflanze
- Kukicha, hoher Anteil an Stielen und Blattrippen, grasig, nadelförmiges Blatt, mild und koffeinarm
- Matcha („gemahlener Tee“, japanisch: 抹茶), Pulvertee, Schattentee
- Sencha („gedämpfter Tee“, japanisch: 煎茶), der am häufigsten getrunkene Grüntee Japans
- Tamaryokucha (japanisch: 玉緑茶), andere Form eines gerösteten oder gedämpften Tees
- Yonkon, kleines kurz gedrehtes Blatt
China
- Cris Cross, weicher Blatt-Tee mit jadegrüner Farbe
- Chun Mee („wertvolle Augenbraue“), kräftig, leicht rauchig
- Gunpowder („Schießpulver“), zu Kugeln gerollte Teeblätter, bitter
- Li-Zi Xiang, goldgelber Tee
- Lung Ching oder Longjing („Drachenbrunnentee“, häufig nur als „Drachentee“ bezeichnet, wobei die Übersetzung mit „Drachenbrunnen“ korrekt ist), aus Provinz Zhejiang, flache grüne Blätter, jadegrüne Farbe, würziger Duft, im Aufguss klar und gelb
- Mao Feng (Mao = behaart, Feng = spitz), Tee aus dem Hochgebirge, leicht gedrehte silbrige Blätter
- Mao Feng Cris Cross, wird als edle Rarität bezeichnet, im Aufguss gelb-grüne Tasse mit fein süßlichen Nuancen
- Mao Jian („Haarspitzen“)
- Pi Lo Chun, tiefgrünes und fein gedrehtes Blatt, frisches Aroma, im Aufguss hell
- Sencha, hell und weich, dennoch würzig
- Tian Mu Quing Ding, fein gearbeitetes Teeblatt, im Aufguss jadegrün
- Yuncui, wird als vollmundig, blumig, hocharomatisch beschrieben, handgearbeitetes, langes tiefgrünes Blatt
Indien
- Bancha, feinherb und duftig, flaches dunkelgrünes Blatt
- Darjeeling
Zubereitung
Beim
Aufbrühen von grünem Tee darf nur Wasser mit einer Temperatur von
höchstens 75 °C verwendet werden. Wenn das Wasser zu heiß ist, wird der
Tee bitter bis ungenießbar, das hängt ein wenig von der Sorte ab. Die
Hitze führt dazu, dass sich viele der im grünen Tee enthalten Stoffe
zersetzen – das verursacht zum einen den bitteren Geschmack, zum anderen
gehen viele der gesundheitlich wertvollen Wirkungen dadurch verloren.
Kälter als 65°C darf das Wasser auch nicht sein. Mit steigender
Temperatur verbessert sich die Löslichkeit der meisten Teebestandteile –
ist das Ziehwasser zu kalt, dann können die wertvollen Inhaltsstoffe
nicht in dem Aufguss gelöst werden. Für viele sind nun 70 °C, die
goldene Mitte, die richtige Temperatur zur Teezubereitung. Die meisten
Sorten grünen Tees sollten nicht länger als 30 bis 90 Sekunden ziehen.
In Fernost lässt man die Teeblätter im Wasser. Der Teegeschmack ändert
sich so über die Zeit des Trinkens, was nach 10 Minuten Ziehzeit einen
sehr bitteren Teerest ergibt.
Man kann auch drei- bis viermal heißes
Wasser nachgießen. Dazu müssen die Aufgüsse sachgerecht zubereitet
werden. Die Ziehzeit beträgt dann meist pro Aufguss zwischen 15 und 30
Sekunden.
Medizinische Wirkungen und Studien
In der in Japan durchgeführten und über 11 Jahre laufenden sogenannten Ohsaki-Studie mit 40.530 Erwachsenen im Alter von 40 bis 79 Jahren wurde festgestellt, dass das Getränk positive kardiovaskuläre Eigenschaften hat und dadurch lebensverlängernd wirkt. Demnach sank die Sterberate bei männlichen Testteilnehmern, die mindestens fünf Tassen täglich tranken, um 12 Prozent, bei Frauen um 23 Prozent. Besonders Todesfälle wegen Herz-Kreislauferkrankungen waren seltener, auch hier bei Frauen deutlicher (31 / 22 Prozent).
Einige andere Studien geben Hinweise darauf, dass der regelmäßige Konsum von grünem Tee das Risiko, an Krebs zu erkranken, vermindern kann, da in den Teilen der Welt, in denen viel Tee getrunken wird, die Inzidenz für bestimmte Krebsarten geringer ist als im Rest der Welt. Für eine präventive Wirkung werden insbesondere die in manchen Teesorten natürlicherweise enthaltenen Polyphenole verantwortlich gemacht.
Eine Studie an Patienten mit Prostatakarzinom, die am Center for Human Nutrition an der David Geffen School of Medicine der Universitiy of California Los Angeles durchgeführt wurde, konnte zeigen, dass das aus dem Tee stammende EGCG (Polyphenol) in den Tumoren nachweisbar war und das Zellwachstum hemmte. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass grüner Tee und Schwarztee helfen können, Prostatakrebs zu verhüten.
Die im Schwarztee und insbesondere im grünen Tee enthaltenen Polyphenole und Fluoride senken das Risiko für dieZahnkaries.
In einer japanischen Studie wurde gezeigt, dass sowohl Grüner Tee als auch Rotbusch Tee (Rooibos-Tee) eine prophylaktische Wirkung gegen die Diabetische Nephropathie zeigen. Man geht davon aus, dass die im Grüntee enthaltenen Polyphenole, beziehungsweise die im Rotbusch enthaltenen Flavonoide, freie Radikale abfangen. Dadurch wird möglicherweise die Anlagerung von Glukose an körpereigene Proteine reduziert, wodurch die Niere wirksam geschützt sei. Die diabetische Nephropathie ist eine durch Diabetes mellitus ausgelöste Nierenerkrankung. Sie ist eine häufige Ursache für das Nierenversagen bei Diabetikern.
Der ägyptische Wissenschaftler Dr. Mervat Kassem fand heraus, dass Antibiotika deutlich besser wirken, wenn die Patienten zusätzlich grünen Tee trinken. Sein Forscherteam testete die Wirkung dieser Kombination an den Erregern von 28 Infektionskrankheiten. Der Grüntee verstärkte die Wirkung in allen Fällen. Selbst manche Keime, die nicht mehr auf Antibiotika ansprachen, wurden wieder angreifbar.
Eine Studie unter Leitung von Verena Stangl (Charité Berlin) zeigte jedoch, dass die Kaseine in der Milch die gefäßschützende, entzündungshemmende und antioxidative Wirkung von Catechinen (wie EGCG) neutralisieren.
Alzheimer
Neurodegenerative Erkrankungen wie
Alzheimer und Parkinson werden durch die Bildung von Amyloidfibrillen
verursacht. Eine Studie des Berliner Molekularmediziners Erich Wanker
und seines Teams am Max Delbrück Zentrum in Berlin hat nachgewiesen,
dass die im grünen Tee enthaltene Substanz EGCG (das Antioxidans
Epigallocatechingallat) offenbar den tödlichen Prozess der Plaquebildung
bei Parkinson und Alzheimer umkehren kann. Erste Versuche im
Reagenzglas und in Nervenzellmodellen waren erfolgreich. Statt den
toxischen, faserförmigen Amyloidfibrillen werden dann lediglich
harmlose, sphärische Oligomiere gebildet.
Herzinfarkt und Schlaganfall
Eine japanische
Langzeitstudie belegt: Fünf Tassen pro Tag schlugen mit 16 Prozent
geringerer Sterblichkeit zu Buche. Im Fall von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit Todesfolge sogar um 26 Prozent.
Teetrinkerinnen profitierten noch stärker: Ihre Herzinfarkt- und
Schlaganfallquote sank um 31 Prozent.
Zahnfleisch
Wer regelmäßig grünen Tee trinkt,
stärkt damit sein Zahnfleisch. Das bestätigen japanische Forscher der
Universität Kyushu. Sie beobachteten bei 940 Männern im Alter zwischen
49 und 59 Jahren, wie sich Teekonsum auf das Zahnfleisch auswirkt. Als
Kriterien wurden Vertiefungen der Zahnfleischtasche, Zahnfleischverlust
und Blutungshäufigkeit herangezogen.
Verjüngung der Haut
Ein Inhaltsstoff in grünem
Tee macht absterbende Hautzellen wieder fit. Die Verjüngungskur könnte
bei Wunden, Schuppenflechten oder Runzeln helfen, schreiben
amerikanische Forscher in der Online-Ausgabe des Fachmagazins “Journal
of Pharmacology and Experimental Therapeutics”.
Krebs
Präventive Wirkung wird dem grünen Tee auch
beim Krebs zugeschrieben. Grund hierfür sind sowohl die Antioxidantien
im Tee, die freie Radikale abfangen, schädliche Abbauprodukte an sich
binden und sie so außer Gefecht setzen, als auch die enthaltenen
Gerbstoffe.
Arteriosklerose
Eine Studie an der Medizinischen
Hochschule in Athen ergab, dass sich der Konsum von grünem Tee positiv
auf die Durchlässigkeit der Gefäße auswirkt und somit langfristig
Arteriosklerose vorbeugt.
Osteoporose
Taiwanesische Wissenschaftler haben
herausgefunden, dass sich der hohe Fluoridgehalt des Grünen Tees positiv
auf die Knochendichte auswirkt und damit Osteoporose vorbeugt;
Fazit
Insgesamt kann man sagen, dass Tee und die in ihm enthaltenen Gerbstoffe (Polyphenole, Epigallokatechingallat – EGCG) antitoxisch und den Körper vor degenerativen Alterserkrankungen schützen. Die menschlichen Organe werden gegen Krebs, Herz- und Kreislauferkrankungen, Zahnschäden, Stoffwechselerkrankungen wie Rheuma und Gicht, Magen- Darm-Beschwerden und Osteoporose geschützt. Bei auftretender Müdigkeit und nachlassender Konzentration wirkt sich Tee auf schonende Weise vitalisierend und konzentrationsfördernd aus. Aufgrund des Anteils an Phenolen enthält eine Tasse Tee -oder alternativ ein Glas Rotwein- mehr antitoxische Wirkstoffe als die meisten Obst- und Gemüsesorten.
Empfehlung des Autors
Neben allem Positiven, das man über den Grüntee berichten kann, gibt es doch viele Menschen, die diesen Tee trotzdem nicht unbedingt lieben. Ich kann das sehr gut verstehen. Als absoluter Nichtteetrinker bin ich, vor ca. zwei Jahren, rein zufällig auf einen Grüntee gestoßen, der mich seitdem nicht mehr loslässt und zu meinem täglichen Leben dazu gehört. Und das will bei mir was heißen. Vielleicht probieren Sie diesen japanischen „Kambusecha Tenko von KEIKO ruhig einmal aus.
Keiko führt ein Sortiment von außergewöhnlich feinen Spitzentees
verschiedener Pflückungen aus der Region Kagoshima im Süden Japans.
Die KEIKO-Teegärten werden seit 1992 biologisch bewirtschaftet und
waren die ersten in Japan, die mit dem EG Biosiegel ausgezeichnet
wurden. Die Stiftung Warentest hat bereits 1999 das Prädikat “frei von
Pestizidrückständen” verliehen.
Zur Steigerung der Qualität wird
der Teestrauch in guten Anbaulagen unter Netzen (japanisch:
Kabuse) kultiviert. Der Aufwuchs im Halbschatten (japanisch: Kabusecha)
bildet mehr natürliche Wirkstoffe und ist besonders aromatisch.
Zugegeben – dieser Halbschattentee ist nicht gerade billig. Aber Sie werden begeistert sein. Leider erhält man ihn fast nirgends.