Täglich erreichen mich eMails, Briefe und Anrufe von Menschen, die um Rat bitten. Natürlich beantworte ich die Fragen gerne, wenn auch aus Zeitmangel oft verzögert.
Hallo Herr Boss,
auf meiner Suche nach einer naturheilkundlichen Antwort bin ich auf Ihre Seite gestoßen und möchte Ihnen gern eine Frage stellen. Oma lehnt die Operation des Adenoms in der Nebenschilddrüse ab und für ihr Alter ist es auch ratsam. Gibt es natürliche Mittel, zuviel Kalcium im Körper auszuleiten? Der Allgemeinzustand ist gut. Seit sie bei uns lebt gibt es von mir nur die Augentropfen gegen Augeninnendruck, alle Medikamente abgesetzt…Entgiftung…Demenz…großes Problem, Kribbeln und Taubheit der Hände. Verbringt zufrieden die Zeit im Bett und möchte das Zimmer nicht verlassen. Die Hausärztin ist mit ihr zufrieden, außer dem erhöhten Kalciumspiegel, der auch das Mißempfinden der Hände auslöst. Aus meiner Sicht wurde sie auf Grund einer Falschbehandlung (20 Jahre lang 4 mal im Jahr Vaginalring mit Hormonen und Mittel gegen Osteoropose. Der Kalciumspiegel wurde nie überprüft, obwohl angeraten wurde den Ring bei erhöhten Calciumspiegel sofort zu entfernen. Ich fand nur Rharbarber als Kalciumkiller. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir in dieser Angelegenheit helfen könnten.
Mit freundlichen Grüßen und eine schöne vorweihnachtliche Zeit
Antwortschreiben:
Liebe Frau …,
ich kann hier nur global Stellung nehmen. Kann auch die Gründe nicht nachvollziehen, die Sie für den Kalziumhaushalt Ihrer Oma verantwortlich machen. Ich weiß nicht mal wie alt Ihr Oma ist und wie lange sie schon Bett-lägrig ist. Ich weiß lediglich, dass Sie Ihre Oma von ihrem zu viel an Kalzium befreien wollen. Löblich löblich, aber halt nur dann, wenn richtig. Es ist halt wie bei allem im Leben.
Fakt ist:
Bewegungsarmut (Immobilisation), z.B.
längere Bettlägerigkeit, führt zu einer Freisetzung von Kalzium aus dem
Knochen, da es in dieser Situation zu einem Knochenabbau kommt. Denn
Muskelabbau = Knochenabbau und umgekehrt. Es wird so sein, dass die Oma
gerade auch dadurch immer mehr an Osteoporose erkrankt.
Weiter:
Ein Adenom (gutartig) an der Nebenschilddrüse ist meist verantwortlich für einen erhöhten Parathormon-Spiegel
im Blut. Parathormon wird in der Nebenschilddrüse gebildet und sorgt
dafür, dass vermehrt Kalzium aus dem Knochen ins Blut ausgelagert wird.
Also: Ziemlich sicher ist auch, dass gerade das Adenom an dem hohen
Blut-Kalziumspiegel Schuld ist.
Nebenbei:
In gesundem Zustand wird zwar ebenfalls
Kalzium aus den Knochen ausgelagert, aber nur dann, wenn nicht genügend
Kalzium über die Nahrung aufgenommen wird oder aus dem Darm ins Blut
aufgenommen werden kann.
Kalzium
ist ein anorganischer Mineralstoff und
wird auch in der Blutlaufbahn benötigt. Z. B. in Bezug Blutgerinnung.
Ist nicht genügend Kalzium im Blut vorhanden und Ihre Oma verletzt sich
nur leicht, dann könnte sie verbluten.
U. a. ist Kalzium wichtig für:
– Knochen und Zähne
– Erregbarkeit der Nerven
– Aktivität der Muskeln ( zu wenig Kalzium = Muskelkrämpfe und Herzrhythmusstörungen )
– Durchlässigkeit der Zellmembrane
– Blutgerinnung
Eine andere Frage
betrifft auch die richtige
Einstellung des Vitamin-D-Wertes. Eventuell hat Ihre Oma einen Wert von
10 ng/ml oder niedriger. Nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen
sollte der Wert nicht mehr unter 50 ng/ml liegen. Doch wie schon
erwähnt: Zuerst müsste m. E. das Adenom operativ entfernt werden. Mit
hoher Wahrscheinlichkeit ist das der Haupt-Auslöser für den hohen
Kalziumspiegel im Blut. Und die Oma sollte sich bewegen. Muskelaufbau =
Knochenaufbau!
Wie gesagt:
Ich weiß von Ihrer Oma nur das, was
Sie mir berichtet haben. Aber so, wie Sie sich das vorstellen, ist das
nicht richtig. Sie würden Ihrer Oma noch mehr schaden. Das Kribbeln, die
Taubheit bzw. die Missempfindungen der Hände können ebenso vom langen
Liegen, letztendlich von der Wirbelsäule herrühren.
Ich meine:
Naturheilkunde oder Medizin – zwei
Wege. Oft ergeben beide zusammen den richtigen Weg. Denn der Körper
funktioniert ja bei jedem gleich. Nur die richtige Diagnose muss stehen!
Dann kann man entscheiden, welchen sinnvollen Weg man geht. Natürlich
weiß ich nicht, ob eine OP für Ihre Oma in Ihrem jetzigen Zustand
überhaupt noch sinnvoll wäre. Das können nur die Therapeuten vor Ort
überblicken.
Das mit dem Rhabarber sollten Sie lassen.
Er
enthält viel Oxalsäure. Bei zu viel Oxalsäure schaden Sie den Nieren
(Nierensteine – Kalzium-oxalatsteine). Aber auch ggf. dem Herzen. Denken
Sie auch daran, dass Oxalsäure die Eisenaufnahme vom Darm ins Blut
stark hemmt. Dann entwickelt sich bei Ihrer Oma plötzlich noch eine
Eisenmangelanämie. Fatal.
Ich denke
in meinen Zeilen sind genügend Infos
enthalten, die Sie sehr gut verwerten können. Wichtig ist mir, dass Sie
verstanden haben, um was es geht bzw. warum der Körper Ihrer Oma so
reagiert.