Darmkrebsfrüherkennung – und Aspirin hilft dabei

Ein Bestandteil der Darmkrebsfrüherkennung ist die Suche nach Blut im Stuhl. Bis jetzt gab es Bedenken, dass Aspirin das Untersuchungsergebnis verfälschen könnte. Doch Wissenschaftler zeigten jetzt, dass das Medikament die Empfindlichkeit immunologischer Stuhltests sogar verbessert.

Bei rechtzeitiger Früherkennung könnte ein Großteil der jährlich 73.000 neuen Darmkrebsfälle vermieden werden und kämen mit hoher Wahrscheinlichkeit erst gar nicht zum Ausbruch. Die bisherigen Tests, nach verborgenem (okkulten) Blut, könnten demnächst durch ein Testverfahren abgelöst werden, das die Blutbestandteile auf immunologischer Basis mit Antikörpern nachweist.

Nicht wenige der Altersgruppe ab 50 nehmen täglich niedrige Dosen Aspirin ein, um Herzinfarkten und Schlaganfällen vorzubeugen. Dadurch wird die Neigung zu Magen-/Darmblutungen aber gesteigert. Zuerst befürchtete man, dass die neuen, sensiblen Tests auch auf Blut anschlagen, das nicht durch Krebsvorstufen zustande kommt. Diese Angst zeigte sich allerdings jetzt als unbegründet.

Professor Dr. Hermann Breuer und Dr. Ulrike Haug, vom Deutschen Krebsforschungszentrum, untersuchten den Einfluss von Aspirin in einer Studie an ca. 2000 Menschen (im Zeitraum 2005 bis 2009). Alle unterzogen sich einer Darmspiegelung zur Früherkennung. 233 Personen nahmen regelmäßig niedrig dosiert Aspirin ein. Bei allen wurden, zusätzlich zur Darmspiegelung, zwei immunologische Tests auf verborgenes Blut durchgeführt.

Resultat

Mit oder ohne Aspirin – beide Gruppen unterschieden sich nicht in Bezug auf die Häufigkeit von fortgeschrittenen Krebsstufen, bei den Darmspiegelungen. Jedoch bei den sensitiven Tests, mit Aspirin, wurden die tatsächlich vorhandenen Krebsvorstufen fast doppelt so häufig aufgespürt. Somit kommt der Stuhltest mit vorheriger Aspiringabe fast an die Sicherheit einer kleinen Darmspiegelung (Sigmoidoskopie) heran. Und das ist revolutionär.

Jetzt wird darüber nachgedacht, ob nicht eine kurzzeitige Einnahme von Aspirin, vor der jeweiligen Untersuchung, generell eingeführt wird. Die gesetzlichen Kassen übernehmen derzeit allerdings nur den enzymatischen, nicht den immunologischen Test. Dieser muss erst mal aus eigener Tasche bezahlt werden.

Originalpublikation:
Low dose Aspirin Use and Performance of Immunochemical Fecal Occult Blood Tests.
Hermann Brenner et al.; Journal of the American Medical Association
304
2513-2520
(2010)